95
An Bord Sr. Maj. Rot. Iltis.
Der Teifun kann's fast noch besser. Machtlos steht der Mensch
ihm gegenüber, er vermag nur bis zum letzten Augenblick auszu—
harren und zu kämpfen. Ein starkes Schiff mit guter Maschine
vermag ihm Trotz zu bieten, Klippen und Bänke müssen freilich fern sein.
Klippen und Sturm haben dem alten Iltis den Untergang
gebracht. In einem Teifun wurde er ans Land getrieben, während
ringsum alles durch stäubendes See- und Regenwasser verschleiert
war. Als aber die Todesstunde nahte, als der Untergang unver—
meidlich war, da erscholl noch einmal aus allen Kehlen ein Sturm
und Wellendrang siegreich übertönender Ruf: „Der Kaiser hoch!“
Mächtig stürmt die Brandung heran, aber aus ihr heraus schallt,
wie sie über das berstende Schiff fortrollt, Schwanengesang pflicht—
treuer, todesmutiger Männer: „Ihr woll'n wir unser Leben weih'n,
der Flagge schwarz-weiß-rot!“
Am Strande liegen sie auf stillem Friedhof gebettet, sie, die
der Ozean ausspülte, nur wenige Trümmer, in den Klippen ein—
geklemmt, zeigen den Ort an, wo der alte Iltis zu Grunde ging.
Schiff und Mannschaft aber verschwinden nie im Meere der Vergessenheit,
hier kann man mit Recht sagen: „Niemals geht unsere Flotte unter!“
„Denn nimmer stirbt der Nachruhm dem,
der schönen sich geschaffen.“ (Edda, v. Wolzogen).
Der alte Iltis blieb als Held auf dem Bette der Ehre, und
es war wahrlich kein „Strohtod“, den seine Mannschaft starb —
es war echter Wikkingertod. Aus dem Grabe aber sind Schiff und
Mannschaft von neuem auferstanden. Ein neuer Iltis ist nach Ost—
asien geeilt, und wir haben ihn in der Nordsee mit dem Sturm
kämpfen sehen. Nun ist er hier draußen angekommen, und mit der
Besatzung kommt auch der junge Leutnant hinaus auf den Friedhof,
wo die alten Iltisleute ruhen: Der neue Iltis übernimmt den Dienst
hier draußen von dem alten Iltis, genau so, als ob er noch am
Leben wäre. Der tapfere, brave Geist des alten Schiffes wird der
Leitstern für das neue Schiff — wir wollen sein, was jene waren:
„Getreu bis in den Tod!“