Full text: Der Marineoffizier

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An Bord Sr. Maj. Rot. Iltis. 
Der Teifun kann's fast noch besser. Machtlos steht der Mensch 
ihm gegenüber, er vermag nur bis zum letzten Augenblick auszu— 
harren und zu kämpfen. Ein starkes Schiff mit guter Maschine 
vermag ihm Trotz zu bieten, Klippen und Bänke müssen freilich fern sein. 
Klippen und Sturm haben dem alten Iltis den Untergang 
gebracht. In einem Teifun wurde er ans Land getrieben, während 
ringsum alles durch stäubendes See- und Regenwasser verschleiert 
war. Als aber die Todesstunde nahte, als der Untergang unver— 
meidlich war, da erscholl noch einmal aus allen Kehlen ein Sturm 
und Wellendrang siegreich übertönender Ruf: „Der Kaiser hoch!“ 
Mächtig stürmt die Brandung heran, aber aus ihr heraus schallt, 
wie sie über das berstende Schiff fortrollt, Schwanengesang pflicht— 
treuer, todesmutiger Männer: „Ihr woll'n wir unser Leben weih'n, 
der Flagge schwarz-weiß-rot!“ 
Am Strande liegen sie auf stillem Friedhof gebettet, sie, die 
der Ozean ausspülte, nur wenige Trümmer, in den Klippen ein— 
geklemmt, zeigen den Ort an, wo der alte Iltis zu Grunde ging. 
Schiff und Mannschaft aber verschwinden nie im Meere der Vergessenheit, 
hier kann man mit Recht sagen: „Niemals geht unsere Flotte unter!“ 
„Denn nimmer stirbt der Nachruhm dem, 
der schönen sich geschaffen.“ (Edda, v. Wolzogen). 
Der alte Iltis blieb als Held auf dem Bette der Ehre, und 
es war wahrlich kein „Strohtod“, den seine Mannschaft starb — 
es war echter Wikkingertod. Aus dem Grabe aber sind Schiff und 
Mannschaft von neuem auferstanden. Ein neuer Iltis ist nach Ost— 
asien geeilt, und wir haben ihn in der Nordsee mit dem Sturm 
kämpfen sehen. Nun ist er hier draußen angekommen, und mit der 
Besatzung kommt auch der junge Leutnant hinaus auf den Friedhof, 
wo die alten Iltisleute ruhen: Der neue Iltis übernimmt den Dienst 
hier draußen von dem alten Iltis, genau so, als ob er noch am 
Leben wäre. Der tapfere, brave Geist des alten Schiffes wird der 
Leitstern für das neue Schiff — wir wollen sein, was jene waren: 
„Getreu bis in den Tod!“
	        
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