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Lamatsch und übernimmt das Kommando — unentwegt donnern
die Kanonen des Schiffes weiter. Endlich nach sechsstündigem Kampf
ist der Sieg erfochten, und die Flaggen der Verbündeten wehen von
dem Forts, aber teuer erkauft ist der Erfolg, und unter den Toten
liegt auch noch ein Offizier des Schiffes: Oberleutnant Hellmann.
Mit Gott für König und Vaterland ist er den schönsten Tod gestorben,
den die Welt kennt, mitten im Sieg, traf ihn der Tod; ihn aber
und die anderen, die hier der deutschen Reichsflotte Feuertaufe em—
pfingen, zierte sicherlich iin munterer Mut! Auch er würde, wenn
die Reihe an ihn gekommen wäre, die Kommandobrücke bestiegen haben,
um mutig vorwärts zu schauen auf die Flammen speienden Geschütze.
Der Krieg wirft oft genug die Rangliste durcheinander, jeder
Offizier, mag er auch noch so jung sein, muß darauf gefaßt sein,
„in die Lücke einrücken“ zu müssen. Dann nimmt er die höchste
Verantwortung auf sich, über seinem Haupte rauscht die Flagge,
und er fühlt den Wahlspruch des Adlers darin, der da lautet:
„nec soli cedo.“ — —
Vor seinem Landungszug her stürmt mit geschwungenem Säbel
ein anderer junger Offizier, vorwärts auf die Verschanzungen los,
dort, wo sich der Chinese bei Tientsin zum wütenden Kampf bereit
hält, Flintenkugeln zischen den Angreifern entgegen.
Hinter dem Leutnant aber rast es dahin wie die wilde Jagd;
der deutsche Matrose mit dem Hut im Genick und dem Gewehr in
der Faust — Marsch! Marsch! Hurra! Der Leutnant an der
Spitze hat dabei ein stolzes, erhebendes Gefühl, genau dasselbe
Gefühl, welches Prinz Eugen von Savoyen hatte, wenn er im
Türkenkriege zum stürmischen Angriff auf die Heiden vorging und
die brandenburgischen Hülfstruppen hinter sich wußte: Sie gehen
durch dick und dünn und holen den Teufel aus der Hölle, sie, die
wie Wettersturm hinter mir herkommen. Im Kampf mit den
Osmanen hatten sich die Brandenburger bei dem Feind schnell
genug gefürchtet gemacht, und voller Respekt nannte der Gegner sie:
„die brandenburgischen Feuermänner“.
Die Ungläubigen, die den Kampf herausforderten, sind heute