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einige Jahre verloren sind durch vergebliches Bemühen, die See—
offizierstellung zu erringen, auch die Aufnahme eines neuen Berufs,
eines Studiums z. B. recht bedenklich verspätet und erschwert wird.
Im allgemeinen ist nicht zu leugnen, daß durch den Eintritt vieler
Abiturienten der wissenschaftliche Bildungsgrad eines Offizierkorps
gehoben wird. Aus diesem Grunde in erster Linie ist der Eintritt
vieler Abiturienten auch erwünscht — die erstere, oben angeführte
Ansicht, ist völlig unhaltbar: Man tritt doch nicht in die Marine
ein mit dem Glauben, wieder austreten zu wollen oder zu müssen.
Die Beibringung des Reifezeugnisses für die Prima ermöglicht
einen viel früheren Eintritt. Darin liegt ein Gewinn insofern
als ein höheres Dienstalter erreicht wird. Bei Ablegung der
Abiturientenprüfung verzögert sich der Eintritt um mindestens 1J,
wenn nicht 2 Jahre. Das macht 1 bis 2 Jahrgänge von Seekadetten
aus, die als Vorderleute vorrangieren. Je jugendlicher der Körper
des Eintretenden ist, desto leichter wird er sich auch an die körperlichen
Anstrengungen des Dienstes gewöhnen.
Hierzu käme noch die Überlegung, daß theoretisch und wissen⸗
schaftlich hoch begabte und gebildete Menschen oft unpraktisch veranlagt
sind und daß, umgekehrt, Personen denen jedes Examen schwer
wird, sich mit wunderbarer Leichtigkeit, mit raschem und sicherem
Scharfblick in der Praxis zurechtfinden. Ein Blick in die oben
angeführten Vorschriften (Nr. 37) belehrt, daß diesem Umstand
Rechnung getragen wird. Nicht allein das Examenresultat entscheidet
hier. Die Dienstzeugnisse reden mit, und diese umfassen das ganze
dienstliche und außerdienstliche Wesen des Offiziersaspiranten. Sie
harakterisieren ihn in seinem Leben und in der Praxis. Die Vor—
schriften vermitteln also zwischen der mehr oder weniger theoretischen
hezw. praktischen Veranlagung, ganz ausgleichen kann sie nur lange,
spätere Dienstzeit. „Erkenne dich selbst,“ ist auch hierfür der Wahl—
spruch, und wer das thut, weiß auch wo er den Hebel anzusetzen
hat, um das, was gerade ihm selber fehlt, zu meistern! Dazu
gehört Selbstüberwindung und „innere“ Arbeit. Im Anfang jeder
Laufbahn steht der Wille, welcher fest und energievoll bis zum Ende
ausharrt, sich auch nicht beirren läßt durch Schwierigkeiten und