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ausmacht, und in der Hauptsache ist es der Geist der Truppe, welcher
in erster Linie über Sieg oder Niederlage entscheidet. Bei gleich
starken Schiffsgegnern wird im Kampf der Erfolg auf Seiten der
besten Offiziere und Mannschaften sein!
Wir werden später den Seekadetten, Fähnrich zur See und
jungen Offizier in seinem praktischen Dienst auf alle möglichen
Schiffe begleiten, hier seien diese verschiedenen Schiffsarten einer
modernen Marine genannt und charakterisiert, ohne in eine technische
Beschreibung abzuschweifen.
Die beigefügte Tabelle zeigt den Bestand an Linienschiffen,
Kreuzern, Torpedofahrzeugen und Schulschiffen der kaiserlich deutschen
Marine.
1) Die Linienschiffe bilden den Kern jeder Schlachtflotte. Durch
ihre zahlreichen Geschütze leichten und schweren Kalibers und mit Hülfe
ihres Panzerschutzes sind sie allein fähig die Entscheidung in einer
Seeschlacht herbeizuführen. Sie sind die Repräsentanten der Kampf—
kraft und Träger der Seeherrschaft, mit ihnen steht und fällt dieselbe.
Eine Schlachtflotte ohne Linienschiffe giebt es nicht. Sie sind
an die Stelle der alten Zwei- und Dreidecker eingerückt, die bis zur
Mitte dieses Jahrhunderts die Hauptbestandteile einer Schlachtflotte
ausmachten. Seit dem Jahre 1866, wo die Panzerschiffe die Feuer—
taufe bei Lissa erhielten, sind die alten hölzernen Linienschiffe, die
seit einem Viertelijahrtansend in Bauart und Bewaffnung fast un—
oerändert geblieben waren, aus den Marinen seemächtiger Nationen
verschwunden.
Mit dem Auftreten der Panzerschiffe war die Bezeichnung
„Linienschiff“ längere Zeit verschwunden und hat erst in neuester Zeit
wieder seine Auferstehung gefeiert. Die Gründe waren mancherlei
Art, die ganz allgemein und in kürzester Form etwa folgendermaßen
skizziert werden können:
Die Einführung des Dampfes setzte die Schiffe in den Stand,
unabhängig vom Winde den Kurs zu wählen. Naturgemäß führte
dies von der taktischen Verwendung einer Flotte in einfacher Linie
zu verwickelteren Formationen. Die einfache Linie zeigte ein Schifs
im Kielwasser des anderen, meistens bei dem Wind segelnd. Es