Full text: Der Marineoffizier

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gekommen: „Pfarrer Ihr irrtet Euch wohl, liegt ja ein Goldstück in 
dem Papier!“ „Irrte mich nicht, habt Glück gehabt, geht bei mir 
alles der Reihe nach.“ Menschengeschlecht hat kurzen Sinn, längst 
vergessen der Pfarrer, bei dem die Linke nicht wußte, was die Rechte 
that. Der Turm auf der Höhe nur denkt noch an ihn und setzt 
ihm ein Denkmal. 
Hundert Jahre sind's nun her und darüber, da donnerten um 
mich herum die Kanonen. Gallisches Kriegsvolk war eingefallen ins 
Land, und germanische Krieger schlugen siegreich die Schlacht wider 
sie. Dem tapferen Feldherrn, der vor ihnen herzog, errichtete man 
drüben den Denkstein. Sind aber doch wieder zurückgekommen, die 
gallischen Horden. Haben schändlich gehaust in deutschen Landen. 
Hat damals in eurem Haus ein Pfarrer gewohnt, der sich Gottfried 
Menken nannte. Gar wild ergrimmte sein Zorn über die gallische 
Wirtschaft. Sah ihn oft am Schreibtisch sitzen, wenn ich durch die 
Fenster sah. Hatte ein Buch geschrieben, worin kräftig wider die 
Gallier gepredigt war: „Hütet euch, tapfrer und streitbarer Pfarr— 
herr, kann euch gar schlecht ergehen!“ Ist ihm auch schlecht er— 
gangen und waren die Fremden scharf hinter ihm her. Zuletzt das 
Ende war aber wieder gut. „Jetzt ist er Primarius zu St. Martini 
in Bremen“, hörte ich nach Jahr und Tag sagen. 
Euer Haus blieb nicht immer Pfarrhaus. Zog eines Tages 
ein Mann ein mit Geräten und Arbeitszeug, mit Gesellen und 
Lehrlingen. War ein Optiker und nannte sich Keller. Machte Er— 
findungen und verbesserte die Fernrohre. Wurde ein berühmter 
Mann gleich dem anderen Erfinder, dem Frauenhofer. Starb dann 
und sein Geselle führte das Geschäft weiter. Und wieder ein Gesell 
von diesem brachte es zum Weltruf und baute die große Fabrik 
—UWAV00 
Hände, und hab ich gar wohl gekannt den Alten mit dem eisernen 
Kreuz, der vor euch dort lebte. Sah ihn oft im Garten wandeln, 
stets sich freuend am Gedeihen von Blumen und Früchten. 
Bist auch nicht das einzige Menschenkind, das ich Abschied 
nehmen sah aus dem rebenumrankten Häuschen — du blasser 
Examinandus! Sind nun auch schon mehr als hundert Jahr, da
	        
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