Full text: Der Marineoffizier

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ragen die Masten eines Schiffes gespenstig empor, ein paar schwer 
beladene Boote streben darauf zu. Sie tragen die Hoffnung der 
Marine, die Seekadetten, welche dort unter jenen Masten ihr 
Seemannsleben beginnen wollen. Kaum einer ist darunter, der 
Seemannsleben und -Los aus Anschauung kennt, wie von Nebel— 
schleiern verhüllt, liegt es vor ihnen — nur das Ziel tritt sichtbar 
hervor, also vorwärts ihm zugesteuert. 
Die Boote legen am Fallreep an, und zum Nachdenken und 
Philosophieren bleibt freilich keine Zeit. Zunächst gilt es, dem An— 
kömmling zu zeigen, wo er sein Hab und Gut unterbringen kann, 
wo er schläft und wo er seine Mahlzeiten einzunehmen hat. Das 
genügt für den ersten Tag. Das erste, was den an Bord Kommandierten 
empfängt, ist eine Zahl. Eine nüchterne, einfache Zahl, die aber 
Leben und Bedeutung erhält dadurch, daß „Nummero“ davor steht. 
Es ist die sogenannte Schiffsnummer, welche jeder Mann an Bord 
erhält, der nicht Bewohner einer Kammer mit Schlafkoje ist. Die 
Schiffsnummer sagt dem Mann alles, denn sie ist die Grundlage 
für die ganze Diensteintellung an Bord: Die geraden Nummern z. B. 
hilden die Backbord-, die ungeraden die Steuerbordwache. Wenn 
abends, nach des Tages Last und Mühe „klar bei Hangematten“ 
gerufen wird, dann findet der Mann seine Schiffsnummer auf 
der Hangematte aufgemalt, die Nummer wird von dem Hange— 
mnattstauer aufgerufen, und der Besitzer antwortet mit „hier“! 
empfängt seine Hangematte und schlingt sie an seinem Schlafplatz 
auf. Für den Seekadetten und Fähnrich gilt dasselbe. Zum Auf— 
hängen der Matte sind je zwei starke, eiserne Haken an den Decks— 
halken angebracht, auch hier leuchtet dem Suchenden seine Schiffs— 
aummer entgegen, hat er sie gefunden, so ist er untergebracht. 
Für jeden Seekadetten ist in den unteren Räumen des Schiffs 
je ein Spind vorgesehen. Es ist gerade groß genug, um die vor— 
geschriebenen Bekleidungs- und Ausrüstungsgegenstände aufnehmen 
zu können. Auch hier verkündet die angebrachte Nummer den Eigen— 
tümer, und ein Stauungsplan an der Thür gestattet alsdann, ohne 
langes Grübeln sofort an das Einpacken zu gehen.
	        
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