Full text: Der Marineoffizier

In dem Maesseraum dienen eine Anzahl Tische, sowohl dem 
theoretischen Unterricht, wie auch zur Einnahme der Mahlzeiten. 
Auf Grund der Wachteinteilung werden die einzelnen Tischgenossen— 
schaften, die „Backsmannschaften“ bestimmt. Der eben an Bord 
Gekommene braucht also nur die Nummer seiner Back zu wissen, 
dann ist er auch hierin, in der Ernährungsfrage, versorgt, er kann 
sich am Abend des ersten Tages ruhig in seine Hangematte legen. 
Über die erste Nacht in der Hangematte wollen wir einen Seekadetten— 
brief selber erzählen lassen: 
„Um 10 Uhr gingen wir zu Bett. Das Schlafen in den 
Hangematten erschien uns so neu und so ungewohnt, daß es Anlaß 
zu vielem Lärm und großer Unruhe gab. Nachdem man mit vieler 
Mühe seine Matte befestigt hatte und die Decken zurechtgelegt waren, 
bersuchte man einzusteigen. Da dies jedoch einige Übung, welche 
erst nach und nach kommt, erfordert, so passierte es manchen, daß 
sie mehrmals ansetzten, ohne zum Ziele zu kommen. Wer sich zu 
biel Schwung gab, kam auch wohl auf der anderen Seite mit den 
Füßen wieder zur Erde und die Hangematte glitt unter ihm weg. 
Kaum waren alle eingestiegen, so begannen einige zu schaukeln, was 
uns nach und nach alle ansteckte, sodaß alles in schwankende Be— 
wegung geriet, bis endlich die Augen anfingen, sich zu schließen. 
Es trat Ruhe ein, wenigstens für die erste Zeit. Drüben auf der 
Ecke ertönt auf einmal ein mächtiger Trompetenton und, wie auf 
Verabredung fällt ein zweiter Trompeter ein, ein Schnarchduett 
erweckt weniger frendige Anerkennung wie Entrüstung: „Na nu, ich 
glaube gar die haben sich den Großmast mitgenommen und wollen ihn 
entzweisägen!“ „Haltet ihnen doch die Nasen zu!“ so brummen einige 
zornige Stimmen, und allgemach tritt auch hier wieder Ruhe ein. 
Fast wäre ich eingeschlafen, da fängt mein Nachbar an, aus tiefstem 
Grunde seiner Seele zu seufzen und zu stöhnen. Sein Mund 
murmelt abgerissene unverständliche Worte. Hinblickend bemerke ich, 
daß die schlecht befestigte Hangematte am Fußende angefangen hatte, 
nachzurutschen und daß der Schläfer bereits recht unangenehm in 
einer zusammen- und nachgerutschten Lage sich befand. Eben will 
sch mich aufrichten um ihn zu helfen, da gleitet das Fußende völlig
	        
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