128 & 5. Anwendungen der ebenen Trigonometrie
nach dem Sinussatze berechnet werden. Es ist zweckmäßig, die Aufgabe
auf dem Schulplatze an drei Fluchtstäben vorzuüben und dabei auch den
Winkel » zu messen. Die Summe der drei gefundenen Winkel wird von
180° abweichen, und man verteilt die Abweichung, wie es in der Geodäsie
üblich ist, gleichmäßig auf alle drei, so daß die ausgeglichenen Winkel
zusammen genau 180° ergeben, Mit den so bestimmten Werten von
x und ß wird die Rechnung ausgeführt und ihr Ergebnis durch direkte
Messung der Strecken AC und BC nachgeprüft. Hat die Vorübung ein
vefriedigendes Ergebnis, so kann man vom Schulplatze aus nach Punkten
seiner Umgebung einschneiden. Leider legt der Ohmannsche Winkel-
messer hierbei eine Beschränkung auf, da er nur für Zielpunkte von
geringer Höhe brauchbar ist. Man kann sich aber unter Umständen
helfen, indem man Hilfszielpunkte benutzt. Man wird die Schüler darauf
aufmerksam machen, daß es nicht erforderlich ist, bei der Messung
von &, ß, y dieselbe Augenhöhe zu benutzen. Im Felde kann, unter
yünstigen Verhältnissen, die Basis AB auch abgeschritten werden. Es
liegt hier kein Grund mehr vor, den Fall, daß «x = 90° ist, zu bevor-
zugen. Läßt man ihn besonders üben, so sollte jedenfalls bemerkt werden,
Jaß er bei Triangulierungen keine Rolle spielt. Wenn man von derselben
Basis AB aus zwei Punkte € und D eingeschnitten hat, so läßt sich
lie Entfernung CD berechnen, wobei sich Gelegenheit bietet, eine Dreiecks-
seite aus ihrem Gegenwinkel und den beiden anderen Seiten zu ermitteln.
Mit dem Vorwärtseinschneiden ist mathematisch eng verknüpft die
srigonometrische Höhenmessung. Sie wird in der Regel leicht
vom Schulplatze aus an Gebäuden vorzunehmen sein. Es sei A der
Augenpunkt, C der Zielpunkt; das durch € gehende Lot treffe die durch
A gehende horizontale Ebene in B. Ist dann X BAC=4«, so gibt AB.tg«
len Höhenunterschied zwischen 4 und C an. Man wird anfangs die
Zielpunkte so wählen, daß die Kathete 45 gemessen werden kann, viel-
leicht auch so, daß eine Mauerkante das Lot BC sichtbar darstellt.
Der Winkel « wird wiederholt gemessen und zu jedem abgelesenen Werte
die zugehörige Höhe berechnet. Kann die Kathete AB nicht gemessen
werden, was bei Türmen, Schornsteinen usw. die Regel sein wird, so
wählt man eine passende horizontale Basis LM zum Vorwärtseinschneiden
auf B, wodurch man die Strecken LB und MB erhält, wenn B der
Grundriß von C ist. In L und in M werden die Höhenwinkel nach dem
Punkte C gemessen und daraus die Höhenunterschiede zwischen C und
den beiden Augenpunkten berechnet. Man gewinnt also auch eine
Messungsprobe, wobei ein etwaiger Unterschied zwischen den beiden
Augenhöhen in £ und M zu berücksichtigen ist. Endlich kann man auch
eine horizontale Standlinie PQ benutzen, die durch B geht und die
Höhenwinkel nach dem Zielpunkte C in P und in‘ Q messen. In der
yeodätischen Praxis bestimmt man eine Turmhöhe nach diesem Verfahren,