Full text: Handbuch des mathematischen Unterrichts (2. Band)

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Astronomische Ortsbestimmung auf See: allgem. Bemerkungen, Mittagsbesteck 411 
gefundene Höhenmethode verdrängt worden, die den Vorzug rech- 
nerischer Einheitlichkeit und Ökonomie hat. In der deutschen Marine 
wird bei der astronomischen Ortsbestimmung grundsätzlich daran fest- 
gehalten, „daß man zur Standlinie und nicht zur Länge und Breite be- 
obachtet“; für die Bestimmung der Standlinie aber wird ausschließlich 
die Höhenmethode angewandt. 
Bei dieser Sachlage erscheint es angemessen, im folgenden zunächst 
das astronomische Mittagsbesteck kurz zu erläutern, dann aber der Be- 
sprechung der Höhenmethode einige vorbereitende Begriffe vorauszu- 
schicken. Diese sind: der Projektionspunkt eines Gestirns auf der 
Erdoberfläche, die Höhengleiche, die Standlinie im engeren Sinne 
des Wortes. Einige leichtere Übungen sind, auch abgesehen von der 
Höhenmethode selbst, wohl geeignet, den Schülern die Erscheinungen, 
lie der tägliche und jährliche Lauf der Sonne auf unserer Erde hervor- 
ruft. in anschaulicher Weise näher zu bringen. 
I. Das astronomische Mittagsbesteck. Man hat zur Länge 
3äine Sonnenhöhe beim ersten Vertikal, zur Breite die Höhe im Meridian 
zu messen. Die erste Beobachtung kann vormittags oder nachmittags 
vorgenommen werden; sie ist um so brauchbarer, je weniger das Azimut 
ler Sonne von Ost oder West abweicht. Die beiden Beobachtungen sind 
Jurch einen unvermeidlichen Zeitunterschied getrennt, der ohne Belang 
wäre, wenn sie an ein und demselben Orte vorgenommen würden. Da 
zber in der Zwischenzeit das Schiff seinen Standort ändert, so wird die 
Besteckrechnung etwas umständlicher. Gewöhnlich beobachtet man zur 
Länge am Vormittag und wartet mit der Berechnung bis zum Mittag. 
Dann wird zur Breite beobachtet, die gefundene Breite auf den Ort der 
ersten Beobachtung beschickt und dessen Länge berechnet. Schließlich 
oeschickt man die gefundene Länge auf den zweiten Beobachtungsort 
und hat damit das astronomische Mittagsbesteck. Hiernach wird das 
folgende Beispiel, das zur Erleichterung der Übersicht schon $. 399 vor- 
oereitet ist, verständlich. 
Datum: 10. September 1907. Gegißter Besteckort im wahren Mittag: 
43° 58' N und 54° 30’ W, 
Gefundene wahre Mittagshöhe der Sonne: h, = 51° 10,1’. Als wahre 
3reenwicher Zeit der Beobachtung kann 3* 38" angenommen werden, 
antsprechend der gegißten Länge. Daraus ergibt sich die Sonnenab: 
weichung: dy = + 5° 13,7’ und somit die Breite: 9, = 44° 3,6’ N. 
Zwischen der ersten und zweiten Beobachtung war eine Strecke von 
23 sm mit dem Kurs N 5670 O versegelt, wodurch die nördliche Breite 
des Schiffes um 12,8' vergrößert war (vgl. S. 149—150). 
Die erste Beobachtung fand also in der Breite go, = 43° 50,8!' statt. 
Sie ergab die wahre Sonnenhöhe hı = 26° 25,2'. Die mittlere Green- 
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