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II. DIE SCHULE FÜR FREIE UND ANGEWANDTE 17
KUNST
De andere in den letzten Jahren weitgehend erörterte Frage
der künstlerischen Erziehung ist die, die jetzt für die
verschiedenen Künste getrennt vor sich gehende Ausbildung
zusammenzufassen in Schulen für die gesamte Kunst, also die
Erziehung der Maler, Bildhauer, Architekten und Kunstgewerbler
an einer einzigen Lehranstalt zu vereinigen. Um zunächst bei
diesem Gedanken einen Augenblick zu verweilen, so gehen
seine Anhänger von der richtigen Ansicht aus, daß der Unter-
schied, der zwischen sogenannter reiner und sogenannter ange-
wandter Kunst gemacht wird, der Grundlage entbehrt, daß es
vielmehr nur eine Kunst gibt, und daß es gleichgültig ist, ob sich
diese in Form von Oelgemälden, Bauwerken oder im Kunst-
gewerbe äußert. Gegen die bisher getrennt marschierende
Ausbildung der einzelnen Künstlerberufe wird der Vorwurf
geltend gemacht, daß der große Zusammenhang der Kunst
dadurch geschädigt würde; daß namentlich die Architekten zu
wenig von der Malerei und Bildhauerei und die Maler und
Bildhauer zu wenig von der Architektur kennen lernten, zum
Schaden der von ihnen vertretenen Kunst. Durch eine ge-
meinschaftliche Erziehung erhofft man eine Belebung aller Teıl-
künste und einen neuen großen Aufschwung, wobei man ge-
wöhnlich auf die Renaissancemeister hinweist, die, wie Michel-
angelo, Maler, Bildhauer und Architekt in einer Person waren.
Es ist ohne weiteres zuzugeben, daß der Gedanke der ge-
meinschaftlichen Erziehung aller Künstler etwas Bestechendes
hat. Uebrigens ist er bereits in den alten Akademien ver-
wirklicht gewesen. Unabhängig von diesen haben sich aber
neuerdings auf der einen Seite Bauschulen, auf der anderen
Kunstgewerbeschulen entwickelt, die eine große Bedeutung er-
langt haben und heute stark besucht werden. Der eingetretenen