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ınd Museen wieder zurückzuerobern. Als Mittel wurde das
Studium der alten Handwerkserzeugnisse betrachtet, die in den
Kunstgewerbemuseen von da an eifrig gesammelt worden sind.
Damit begann die erste Entwicklungsstufe dieser Schulen. Es
handelte sich um die Wiederaufnahme der alten Handwerks-
kunst; vor allem wurde die Kenntnis der historischen Stile und
eine zeichnerische Fertigkeit in diesen erstrebt, Das Ergebnis
war im großen und ganzen eine ornamentale Ausschmückung
der nüchtern gewordenen gewerblichen Erzeugnisse, und zwar
eine solche in den Formen der früheren Kunstzeiten. Einen
vollständigen Wandel erlebten die Schulen, als in der Mitte der
neunziger Jahre die sogenannte neue Kunstbewegung einsetzte,
die von dem Kopieren alter Ornamentformen nichts mehr wissen
wollte. In dem Tasten und Suchen, das damals einsetzte, ergab
sich bald die Notwendigkeit der Ergänzung des rein zeich-
nerischen Unterrichtes durch praktische Arbeit. Es wurde
klar, daß das Ornament nichts vom Gegenstand Abgelöstes,
Besonderes sein dürfe, sondern daß es auf die große Form
ankomme, die wiederum aus den eigenen Bedingungen des
Gegenstandes heraus zu entwickeln sei. Hierfür wurde die
wirkliche Bearbeitung des Gegenstandes in der Werkstätte als
eine unerläßliche Vorbedingung betrachtet. Nicht nur wurde
die Handwerkslehre bei der Aufnahme in die Schule voraus-
gesetzt, sondern die Schulen erhielten auch allmählich Lehr-
werkstätten der verschiedensten Art. Eine heutige gute Kunst-
gewerbeschule umfaßt solche für Holz, Metall, Edelmetall, für
Druck und Graphik, für Weberei, Schnitzen, Steinbildhauerei,
Keramik, Glasmalerei, Buchbinderei und viele andere Techniken.
Der Zweck dieser Werkstätteneinrichtung ist nicht, die Hand-
werkslehre zu ersetzen. Eine Schulwerkstätte kann das schon
deshalb nicht, weil auch hier noch viele der Bedingungen des
wirklichen Berufslebens fehlen. In den Werkstätten soll aber
einmal die Verfeinerung der Technik und sodann eben die