Full text: Zur Frage der Erziehung des künstlerischen Nachwuchses

ausgehen und daß gerade ihr Beruf umlagert wird von An- 
regungen und Werten der mannigfachsten Art. Daraus ergibt 
sich der menschliche Bildungswert des Architektonischen. „Man 
spricht immer vom Studium der Alten,‘ sagte Goethe einmal 
zu Eckermann, „allein, was will das anders sagen, als: Richte 
dich auf die wirkliche Welt und suche sie auszu- 
sprechen; denn das taten die Alten auch, da sie lebten.“ 
Der ermöglichte und erleichterte Uebergang begabter 
Architekten, die auf der Baugewerkschule oder in freier 
Meisterlehre sich die Grundkenntnisse und Fertigkeiten des 
Bauens und Zeichnens angeeignet haben, auf die Hochschule 
ist ein wichtiger Punkt in der zukünftigen Erziehungsfrage des 
Architekten. Daß die Baugewerkschule eine sehr geeignete 
Vorschule für das Studium der Architektur bildet, erkennen 
bereits die Technischen Hochschulen allgemein an. Sie sollten 
daraus aber auch beherzt die Folgerungen ziehen. Süddeutsche 
Technische Hochschulen, vor allem Stuttgart unter der Führer- 
schaft von Bonatz und anderen, haben schon vor einigen 
Jahren begonnen, das Eis zu brechen. Es sind in einzelnen 
Fällen Erleichterungen zunächst für solche angehenden Architekten 
gewährt worden, die ihre erste schultechnische Ausbildung auf 
einer Baugewerkschule statt auf einer Technischen Hochschule 
gesucht haben, dabei aber im Besitz des Abgangszeugnisses 
einer neunklassigen höheren Schule waren. Indessen sind solche 
Zugeständnisse nur als ein kleinster Anfang dessen zu be- 
trachten, was erstrebt werden muß. Viel weitergehend verfolgt 
den Gedanken ein Antrag des Bundes Deutscher Architekten, 
der sich mit der akademischen Schulung des Architekten, also 
mit der höchsten Staffel der Ausbildung befaßt. Allgemeine 
Voraussetzung für die Zulassung hierzu soll zwar wie bisher 
das Reifezeugnis einer höheren Lehranstalt sein, jedoch sollen 
auch hervorragend künstlerisch Befähigte ihren Eintritt in die 
Technische Hochschule durch eine Prüfung bewirken können, 
33
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.