Geheimnis fühlen und es bezeugen, indem wır es
ausüben, jeder auf seine Art, der eine durch sein
Tun, der andere in seinem Wandel, aber alle doch
immer nur hindeutend, mag man das nun mit
einem Wort, das leicht mißbraucht werden kann,
symbolisch oder, wie Goethe noch lieber sagt,
analogisch nennen. Sobald man sich aber dann
verleiten läßt und das Symbolische, das Ana-
logische beim Worte nimmt, als wäre damit aus-
gesprochen, was doch ewig unaussprechlich
bleibt, ist man, kaum geborgen, schon wieder
verloren. Heraklit hat vom delphischen Gott
gesagt, daß er nichts ausspreche, nichts verberge,
sondern es anzeige. (odte 1Eyeı 0oÖre xqQünTEL dMG
onuatveı Plutarch „De pyth. orac.“ p. 404 €.)
So will Goethe, wenn er spricht, nichts aus-
sprechen, sondern er zeigt das Geheimnis an.
Und darum muß er sich immer wieder wider-
sprechen. Denn auch indem er wiederspricht,
zeigt er das Geheimnis wieder an. Sein ganzes
Leben ist solch ein ununterbrochenes Zeigen auf
das Geheimnis. „An Gott glauben,“ hat er ein-
mal gesagt, „dies ist ein schönes löbliches Wort,
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Bahr
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