erscheinen läßt. Da haben wir ganz eben den-
selben Gedanken wieder, als ob die Natur sich
dem Menschen fügen müßte, und unmittelbar
darauf heißt es denn auch geradezu: „Der
Mensch, wo er bedeutend auftritt, verhält sich
gesetzgebend.“ Damit spricht er aus, was ihm
Wissenschaft (jene Wissenschaft, die er sich
zur Kunst gesteigert denkt) ist: Gesetz geben.
Nicht die Natur enthält das Gesetz und
der Mensch entnimmt es ihr, sondern sie
erhält es von ihm. Freilich muß aber „unsere
ganze Aufmerksamkeit darauf gerichtet sein,
der Natur ihr Verfahren abzulauschen, damit
wir sie durch zwängende Vorschrift nicht wi-
derspenstig machen, aber uns dagegen auch
durch ihre Willkür nicht vom Zweck ent-
fernen lassen.“ Es ist völlig das Verhältnis des
Künstlers zu seinem Stoff. Auch der Künstler
muß sich ja hüten, den Stoff zu „zwängen“,
um ihn nicht „widerspenstig zu machen“, und
darf sich doch aber auch nicht durch die
„Willkür“ des Stoffes „vom Zweck entfernen
lassen“. Jetzt verstehen wir erst, wie Goethe
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