Full text: Expressionismus

lich zu wiedersetzen. Wenn wir uns mit keinem 
dieser Bilder auskennen, eins ist uns allen gewiß: 
sie vergewaltigen die Wirklichkeit, sie vergewal- 
tigen den Augenschein, sie vergewaltigen die 
Sinnenwelt. Das ist ja der wahre Grund der all- 
gemeinen Empörung: alles, was bisher, seit über- 
haupt gemalt wird, der Sinn aller Malerei war, 
scheinthier verleugnet und etwas an gestrebt, was, 
seitdem überhaupt gemalt wird, noch niemals 
versucht worden ist. So kommt es dem Betrach- 
ter vor und der Expressionist selbst wird mit dem 
Betrachter darin ganz einverstanden sein. Nur 
behauptet der Betrachter, was nicht durch die 
Natur beglaubigt werde, ja was vielmehr der 
Natur mit Absicht widerstrebe, könne niemals 
Kunst sein, der Expressionist aber behauptet, 
gerade dies sei Kunst, sei seine Kunst. Und wenn 
der Betrachter heftig entgegnet, der Maler könne 
nichts malen, als was wir sehen, so versichert 
der Expressionist: Auch wir malen nichts als 
was wir sehen! Aber darüber können sie sich 
nicht verständigen. Sie können sich über das 
Sehen nicht verständigen. Sie meinen, wenn sie 
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