Full text: Freitragende Holzbauten

Vollwandige und fachwerkgegliederte Bogen- und Rahmenbinder., 87 
die Streben zug- und druckfest an die Gurtungen angeschlossen und so in diese ein- 
geführt, daß die Resultierende der Strebenkräfte stets durch reine Druckbeanspruchung 
auf die Gurtung übertragen wird. Hierbei werden die lotrechten Seitenwerte der 
Strebenkräfte durch den Dübel ausgeglichen, und die geringen auftretenden Neben- 
spannungen werden ebenfalls von dem Dübel aufgenommen. In den Gurthölzern 
sreten außerdem gewisse Scherspannungen quer zur Faser auf; doch sind diese bei 
den verhältnismäßig geringen anzuschließenden Kräften und vor allem infolge der 
Vernagelung der Füllhölzer mit den durchgehenden Gurtbohlen unbedenklich, so daß 
man die Verbindung als für den ihr zufallenden Zweck als brauchbar erachten kann. 
Nach Maßgabe der Abb. 166 wird der Horizontalschub des Bogens durch eine 
den Bogenfuß zangenartig umfassende Zugstange aufgenommen, die aus Holz oder 
Eisen bestehen kann. Das Binderstück am Auflager wird zweckmäßig vollwandig 
ausgebildet, d. h. es treten an die Stelle der gekreuzten einzelnen Schrägstäbe schräg 
gestellte Brett- oder Bohlenlagen, die nötigenfalls noch durch weitere Brettlagen 
parallel oder senkrecht zur Bogenachse verstärkt werden. 
Abb. 169. Stephan-Binder in Dreigelenkbogenform. 
Die Grundform des Bogens selbst ist zumeist ein Zweigelenkbogen von 
parabolischem oder annähernd parabolischem Verlauf. Die Parabelform ist deswegen 
besonders günstig, weil sie bei gleichmäßig verteilter Belastung überhaupt keine 
Biegungsspannungen im Bogen ergibt und das Strebenwerk infolgedessen unbelastet 
bleibt. Der Seitenschub wurde ursprünglich immer durch eiserne oder hölzerne 
Zugbänder aufgenommen. Zuweilen sind. aber auch. (vgl. z. B. Abb. 535) kreis- 
förmige steile Bogen angewandt worden; mitunter sind diese dann gegen feste Wider- 
lager gesetzt, in anderen Fällen sind. die parabolischen Zweigelenkbogen mit Gitter- 
stützen zu rahmenartig wirkenden Bauformen verbunden. Schließlich sind auch 
Dreigelenkbogen häufiger ausgeführt worden (vgl. Abb. 459). Die Ausbildung 
des Scheitelgelenkes erfolgt in der Regel so, daß im Scheitel ein senkrecht stehender 
Holzblock angeordnet wird, in den beiderseits die Binderhälften mit Zapfen ein- 
zelassen werden. Das letzte Binderstück neben dem Scheitelgelenk wird dann gleich 
lem Bogenteil am Auflager vollwandig ausgebildet. 
Für Betriebswerkstätten sind mehrfach Binder gemäß Abb. 365 ausgeführt 
worden, also Parabelträger mit gekreuzten Druckdiagonalen und lotrechten Hänge- 
Xisen. 
Der gebogene Obergurt der Stephan-Binder ist für die Führung der Dachhaut- 
linie nicht immer erwünscht. Man kann nach Maßgabe der Abb. 167 durch Dopmpel-
	        
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