Full text: Freitragende Holzbauten

Allgemeine Gesichtspunkte für zweckmäßige Formgebungen und Stabanschlüsse. 107 
dessen Fachwerkbalken schon in Abb. 27 gezeigt wurde, ging von dem Gedanken 
aus, gezogene Diagonalstäbe ganz aus dem System auszuschalten und Gegenstäbe 
anzuordnen, die nur durch Druck beansprucht werden. Im Gegensatz zu Long 
verwendet aber Howe für die Vertikalen eiserne Zugbolzen, deren Anschlüsse keine 
besonderen Schwierigkeiten bereiten und die ein Nachspannen bei einem Durch- 
sacken des Trägers gestatten. Dieser Grundsatz, für die Zugvertikalen eiserne Bolzen 
zu verwenden, ist auch in den weiteren Binderformen der Abb. 213 leitend geblieben. 
Man ist natürlich in jedem Falle genötigt, die Diagonalen: so anzuordnen, daß die 
N. 
Abb. 211. Vereinigung mehrerer Hängewerke. 
App 
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Abb. 212. Träger von Long (1830) u. Howe(1840). 
Vertikalen stets Zug erhalten (beim Parallelträger im linken Feld rechtssteigende 
und beim Dreiecksdachbinder linkssteigende Diagonalen, beim Fachwerkträger mit 
zeneigtem Obergurt teils rechts-, teils linkssteigende Diagonalen). Der große Vorteil 
dieser zuletzt genannten Binderformen ist der, daß sie sich statisch einwandfrei be- 
rechnen lassen; ein Bindersystem nach Longscher und Howescher Art ist dagegen 
‘nnerlich vielfach statisch unbestimmt. In solchem Falle, wo mit Einwirkung von 
Salzen, Laugen, Gasen und Rauch gerechnet werden muß, zieht man es allerdings 
vor, die lotrechten Zugstäbe ebenfalls in Holz, und zwar als Doppelzangen, die die 
Gurtungen umfassen, aus- 
zubilden. Ein Nachspan- 
nen, von dem vorher ge- 
sprochen wurde, ist dann 
allerdings nicht mehr mög- 
lich, weshalb diese Ausfüh- 
cungsweise im allgemeinen 
nur für kleinere Spann 
weiten ‚empfohlen werden 
soll. Der Anschluß der 
Schrägen kann durch 
ainfachen Versatz und 
unter Verwendung von 
Bolzen nach Maßgabe der 
Abb. 214a erfolgen; ge- 
legentliche kleine Zufälligkeitszugkräfte können dann auch aufgenommen werden. 
Verfolgt man nun den Grundsatz, daß alle Systemlinien sich in einem 
Punkte schneiden, so kann gemäß Abb. 214d leicht der Fall eintreten, daß die 
Zugstangen in unmittelbarer Nähe der Versatzfläche durchlaufen, was nicht zu 
ampfehlen ist. Man kann sich dann nach Maßgabe der Abb. 214b mit Einsatzdübeln 
behelfen. Sie übertragen die wagerechten Seitenkräfte der Schrägen durch Ver- 
mittlung des Dübels auf den Gurt, und zwar gleichlaufend zur Faserrichtung. 
In allen Fällen, wo es sich um Übertragung größerer Kräfte handelt, müssen die Stäbe nach Maß- 
zabe der Abb. 220 a zentrisch zusammengeführt werden. Ausmittigkeiten gemäß Abb. 220 b haben Biegungs- 
nomente zur Folge, die gefährliche Zusatzspannungen veranlassen können. Die Zusammenführung der 
Netzwerklinien, also der Stabachsen, zu einem einzigen Schnittpunkt hat auch noch den Vorteil, daß die 
Verbindungsmittel, wie Dübel, Bolzen usw., zentrisch ahgeordnet sind und sich auf eine verhältnismäßig
	        
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