Die geschichtliche Entwicklung des freitragenden Holzbaues.
Abb. 16, 17 und 18!) zeigen weiterentwickelte Formen
Jieses Baugedankens, bei denen durch Schwertstreben
and durch Bildungen steifer Ecken Verbesserungen
herbeigeführt sind. Die so entstandenen Binderformen
sind statisch recht verwickelte Gebilde, die, wie z. B.
bei der Kirche der Reformierten zu Marburg (s. Abb. 18),
auf vollständige Rahmenwirkung hinauslaufen können.
Gerade in diesem Beispiel zeigt sich besonders deutlich
lie Neigung zur statisch unbestimmten Formgebung.
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Abb. 16. Münster zu Freiburg (1250—1370).
Den gleichen Grundgedanken des Kartenhauses
finden wir in der späteren Entwicklung des liegenden
Stuhles wieder. Dieser Grundgedanke beherrschte in
der Barockzeit nicht nur fast den gesamten Dach-
stuhlbau, sondern gemeinsam mit dem ihm innerlich
durchaus gleichenden Sprengewerk auch den hoch-
entwickelten Holzbrückenbau. Abb. 19 bis 21 zeigen die
Verwendung von Sprengewerken für größere Brücken-
vauten?). Derartige Holzbrücken sind im 18. Jahr-
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Abb. 17. Dom zu Canterbury
‘1300-—1400).
Abb. 18. Kirche der Refor-
mierten zu Marburg
(1400—1500)}).
aundert bis zu 100 m Spannweite ausgeführt worden,
ınd einzelne kleinere Brücken, von immerhin noch
erheblicher Spannweite, sind bis zum heutigen Tage
zuch erhalten geblieben (vgl. Abschnitt B VI). Wie die
Abbildungen zeigen, werden diese Sprengewerkgebilde
in größeren Verhältnissen reichlich umständlich und
unübersichtlich, und die Anzahl der Streben wird so
zroß, daß kaum noch in den Brückenwänden Platz für
die verschiedenen Hölzer nebeneinander ist. Die Ver-
bindungen der einzelnen Hölzer bei verhältnismäßig
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) Aus Moller: Beiträge zu der Lehre von den Constructionen, 1844,
’) Aus Emy: Traite de l’art de la charpenterie. Paris 1841,