Kuppel- und Zeltdächer.
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Ausführungen nach Bauweise Stephan bieten die Abb. 535 bis 538. Abb. 537
zeigt die Formgebung einer von der Prager Stephansdach-G. m. b. H. für den Staat
in Milowitz erbauten Ballonhalle?). Kreisförmig gebogene Zweigelenkbogen mit voll-
wandigem Fußteil setzen sich auf einen Unterbau in Mauerwerk, der den Horizontal-
Abb. 537. Luftschiffhalle in Bauweise Stephan.
Pa
Ra
Abb. 538. Luftschiffhalle der Stephansdach-
G. m. b. H., Wien.
schub der Binder aufnimmt. Bei einer Halle in Pola (Abb. 538) ist der mit den Funda-
nenten fest verspannte Unterbau in Holzfachwerk ausgeführt, desgleichen bei der
»hemaligen Luftschiffhalle in Düsseldorf (Abb. 535). Hallen gleicher Bauart wurden
noch in Gotha, Brüssel und Antwerpen errichtet.
c) Kuppel- und Zeltdächer.
Kuppelbauten werden nach Maßgabe der Abb. 539 für gewöhnlich in der Weise
hergestellt, daß entsprechend geformte, vollwandige oder fachwerkgegliederte Trag-
binder sich oben in einem kreisrunden Pfettenkranz vereinigen. Beispiele vollwandiger
Ausführungen bieten die Abb. 540 bis 549. Bei dem Kuppelbau des Gebäudes der
Luzerner Unfallversicherungsanstalt (Abb. 542) handelt es sich um einen massiven
Turm von 22,5 - 22,5 m Grundfläche. 12 gebogene Hetzerstreben, welche bei 17 m
Länge einen Größtquerschnitt von 16 - 75 cm haben, bilden das Tragwerk und stützen
sich gegen einen ebenfalls in Hetzer-Bauweise ausgeführten Pfettenkranz von 5m
Durchmesser. Die Binder, welche am Fuße mit dem Mauerwerk verankert sind,
;ragen sowohl die Dachhaut als auch die aufgesetzte Laterne mit Plattform?). Be-
sonders beachtenswert erscheint der in Abb. 543 vorgeführte Kuppelbau. Seine Form-
gebung ist derartig leicht-gefällig, daß man zunächst annehmen möchte, es mit einem
feingegliederten Eisenbau zu tun zu haben. Die anschließenden Seitenhallen hatten
18 m Spannweite; ihre Formgebung ist aus Abb. 494 auf S. 224 zu ersehen.
1!) Die Anforderung an die Biegungsfestigkeit solcher Bogenbinder ist eine hohe. Während es sich
bei den flachen Stephandächern (S. 171) immer nur um die Aufnahme geringer Seitenschübe und meistens
Auch nur geringer, ungleich verteilter lotrechter Belastungen handelt und infolgedessen die Biegungs-
momente und die Belastungen der Strebenanschlüsse nur gering sind, ist die seitliche Beanspruchung
durch Winddruck bei diesen hohen Hallen eine außerordentliche, Schätzungsweise wird die auf jeden
einzelnen Binder der in Abb. 535 veranschaulichten Düsseldorfer Halle entfallende Windbelastung bei
L50 kg Winddruck, was bei so hohen und ungeschützt stehenden Gebäuden gering gerechnet erscheint,
50 * betragen. Wenn man solche Belastungen in Rücksicht zieht, dürften diese Hallenbauten schon als
hoch zu bewertende Leistungen anzusehen sein.
?) Vgl. Der Schweizerische Hoch- und Tiefbau 1917, Nr. 4 (Verlag von Bopp & Cie., Zürich).
Kersten, Holzbauten. 2. Aufl.