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Holzprüfungen und Probebelastungen fertiger Bauteile.
Würfel, so kennzeichnen derartige Versuche oft hinlänglich den Wert einer Holzart.
Zur Bestimmung elastischer Eigenschaften bei Druckbeanspruchung eignen sich
allerdings Würfel nicht, sondern man wählt dann Prismen von einer Höhe gleich
ler dreifachen Querschnittskante und mißt die Zusammendrückungen im mittleren
Drittel der Seiten mit geeigneten Feinmeßapparaten. In der praktischen Verwendung
zommt freilich die Würfelfestigkeit nicht in Betracht; man kann aber mit hin-
’eichender Genauigkeit 90 vH. der Würfelfestigkeit als sogenannte „Säulenfestigkeit““
n Rechnung setzen. Die für die konstruktive Verwertung wichtige Druck-
geanspruchung quer zur Faser ist erst in neuerer Zeit Gegenstand eingehender
Untersuchungen geworden. Probekörper mit vollbelastetem Querschnitt sind nur
n rein wissenschaftlichem Sinne von Belang, da diese Beanspruchung kaum je vor-
zommt. Ungleich bedeutungsvoller sind Versuche mit durch Schwellen oder Pfosten
jelasteten Balken, worüber eine ganze Reihe wertvoller Untersuchungen vorliegen).
Von entscheidendem Einfluß zeigte sich bei diesen Versuchen ein genügend langes
Uberragen der Schwelle über die Druckfläche, für das Seitz die doppelte Schwellen-
höhe nach jeder Seite, jedoch nicht unter 30 cm angibt. Die für den Konstrukteur
sehr wichtige Frage der Abnahme der Druckfestigkeit bei schräger Lage der Kraft
zur Faserrichtung und ihre Änderung bei wechselndem Winkel der Kraft zur Richtung
der Tangente an die Jahrringe hat Baumann in umfangreichen Untersuchungen
an verschiedenen Hölzern behandelt.
Der Biegeversuch wird meist an prismatischen Stäben mit quadratischem
oder besser rechteckigem Querschnitt ausgeführt; und zwar schrieben die Vor-
schriften eine bestimmte Lage der Jahrringe zur Kraftrichtung vor derart, daß
sntweder die radial gelegene Seite des Kreuzholzes Zugseite wird oder bei anders
entnommenen Stücken die Kraftrichtung die Jahrgänge tangiert. Für die wissen-
schaftliche Holzprüfung kann nur empfohlen werden, diese Bestimmungen bei-
zubehalten ; bei praktischer Verwendung der Hölzer als Balken ist natürlich meist mit
einer anderen Verteilung der Jahrringe zu rechnen und demgemäß auch eine Unter-
suchung mit beliebiger Lage der Jahrringe durchaus nötig. Die Kraft wirkt meist
als Einzellast in der Mitte bei freier Auflagerung der Enden. Zwischen Druckstück
der Maschine und Probe wird zur Verhütung örtlicher Verdrückungen ein Zwischen-
stück aus Hartholz von einer Länge = !/,„ Stützweite eingeschaltet, aus demselben
Grunde auch zwischen Probe und Auflagerrollen Stücke von einer Fläche = Stab-
Juerschnitt. Gerechnet wird nach den bekannten Biegeformeln unter der.allerdings
nicht zutreffenden Annahme ihrer Gültigkeit und unter Vernachlässigung der Ver-
teilung der Kraft durch das Zwischenstück. Diese Zwischenstücke werden vielfach
fortgelassen, da sie namentlich für genaue Elastizitätsbestimmungen unklare Ver-
hältnisse schaffen und in der Nähe der Bruchlast doch nicht örtliche Beschädigungen
verhindern. Als Stützweite schreiben die Vorschriften mindestens achtfache Quer-
schnittshöhe vor; nach den Untersuchungen von Baumann scheint es jedoch
angezeigt, mindestens das Doppelte zu wählen, da sonst die in üblicher Weise errech:
nete Biegefestigkeit viel zu gering gefunden wird. Diese Maßnahme ist auch mit
Rücksicht auf die etwa zu bestimmenden elastischen Eigenschaften zu empfehlen,
da dann der Elastizitätsmodul ebenfalls aus der üblichen Gleichung ohne notwendige
Richtigstellung des Einflusses der Schubspannungen bequemer errechnet werden
kann.
Die Messung der Durchbiegung der Nullschicht kann auf verschiedene Weise
geschehen, entweder durch Beobachtung der Relativbewegung der Probemitte gegen
die Auflager oder der absoluten Bewegung der drei Punkte. Durchbiegung und
Biegungsarbeiten können zur Ermöglichung des Vergleiches bei verschieden großen
1) O. Graf: Bauingenieur 1921; Föppel: Mitt. München 1904; Mörsch: Schweiz. Bauzeitung
1910; Lang: Das Holz als Baustoff 1915; Baumann: Forschungsarbeiten 1922, Heft 231.