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Anwendungsgebiete aus dem Ingenieurbau.
in Eisenbeton auszuführen. Die Dächer sind größtenteils ohne First und nach hinten
abfallend, um eine Belästigung des Publikums durch Abtropfen des Wassers zu
vermeiden. Die Tatsache, daß der Bedarf an neuen Sportplätzen dauernd zunimmt,
läßt die Vermutung berechtigt erscheinen, daß der neuzeitliche Holzbau auch für
die Erstellung von Tribünen in größerem Umfange in Betracht kommen wird.
Zunächst zeigt Abb. 697 den Querschnitt einer Tribüne für die Automobilstraße
Berlin—Nikolassee. Die von Sommerfeld-—Berlin ausgeführte Tribüne ist 77,00 m
lang und zeigt Dachbinder von 7,2 m Stützweite, die nach vorn vorkragen. An der
Hinterseite der Halle ruhen sie auf Doppelstützen, während sie an der Vorderseite
durch Fachwerkträger von 11,00 m Stützweite getragen werden. Binderabstand
rd. 3,67 m. Die Sitzreihen sind auf schräg liegenden Balken aufgebaut, die für eine
Nutzlast von 500 kg/m? berechnet wurden. Vorder- und Innenansichten der Tribüne
sind im „Holzbau‘‘ 1921, S. 79, enthalten.
Abb. 698 bietet die Gestaltung einer Tribüne in Reval, von Metzke & Greim
ausgeführt. Die Stützweite der Hauptlängsträger beträgt 18,75 m und die der in
Abständen von 3,75 m angeordneten Binder 8,37 m. Bemerkenswert ist die Tatsache,
daß der Abbund und die Aufstellung der Konstruktion an Ort und Stelle unter Leitung
eines Richtmeisters nur von einheimischen Arbeitskräften ausgeführt wurde.
Ein in seinen Abmessungen noch größerer Tribünenbau wurde von Tuchscherer
;n Budapest errichtet. Die Tribüne hat eine Länge von 134,00 m und bietet Raum für
3200 Sitzplätze. Der die vorderen Stützen verbindende durchgehende Gitterträger
zeigt Stützweiten von 14,85 m. Er ist mit gekreuzten Streben ausgeführt und ruht
yuf hölzernen Pendelstützen. Die Spannweite der Dachbinder beträgt 9,45 m. Zur
Aufnahme des Winddruckes sind die hinteren Stützen eingespannt worden. Zur
Gewinnung von Stehplätzen vor der Tribüne mußte diese eine außergewöhnliche
Erhöhung erhalten, weshalb man nach Maßgabe der Abb. 699 den Unterbau der
Sitzreihen auf Eisenbetonpfeiler gründete. Ansichten des Bauwerkes bietet ‚„,Die Bau-
technik“ 1925, S. 69. ‚Das Bauwerk wurde binnen 3 Monaten fertiggestellt.
e) Turm- und Fassadengerüste.
Das Beispiel eines Turmbauwerkes ist in den Abb. 700 und 701 wiedergegeben.
Der Turm trägt einen eisernen Ringbehälter von 80 m? Inhalt und ist über einem
Kühlwasserbehälter für die Berlin-Borsigwalder Metallwerke ganz in Holz errichtet
worden. Er ist außen in voller Fläche verschalt. Die Höhe des Turmgerüstes beträgt
von Gelände bis Unterkante Behälter 21,5 m, die gesamte Höhe des Wasserturmes
28,2 m. Über nähere Einzelheiten und statische Berechnung vgl. Bauing. 1921, S. 18.
Einen anderen, ebenfalls von Dr. Gesteschi, Berlin, entworfenen Turm zeigt
Abb. 702. Dieser Turm ist für die Papierfabrik Paul Steinbock A.-G. erbaut worden
ınd dient zur Stützung zweier sogenannter Faßschläuche, lotrecht stehender, kreis-
runder, hölzerner Rohre von unten 2,20 und oben 1,60 m Durchmesser. Die Höhe
des Turmes bis zur Dachspitze beträgt 40,50 m. Der ganze Bau zeigt 6 Stockwerke,
die je einen Umgang besitzen. Die Verankerung der Turmstiele im Betonfundament
erfolgt durch Flacheisen und Bolzen. Es wurde für den Gerüstbau lufttrockenes
Kiefernholz verwendet, und zwar Kernholz bester Beschaffenheit. Holzverbrauch
ausschließlich Fußböden, Wand-, Dach- und Deckenschalung 0,06 m? Kantholz für
den Kubikmeter umbauten Raum; hinzu kommen noch 5430 kg eiserne Bolzen und
Laschen. Über nähere Einzelheiten vgl. „Die Bautechnik‘ 1923, S. 349.
Auf der Aargauischen Gewerbeausstellung Baden wurde ein Turmbau nach Maß-
gabe der Abb. 703 errichtet!). Der Turm trug zwei Geschosse, die mit einem Fahr-
1) Der Schweiz. Bauzg. 1925, S. 196, ist zu entnehmen, daß durch die Vermietung der Reklame-
{flächen rd. 15 000 Franken und ungefähr ebensoviel durch den Personenaufzug eingebracht wurden.