Holz als Baustoff.
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heiten ausgesetzt, die natürlich die Dauerhaftigkeit verringern. Am längsten halten
sich Hölzer, die dauernd unter Wasser sind. Hier kann man besonders bei Eiche,
Lärche und Kiefer von fast unbegrenzter Dauer sprechen. Auch in geschlossenen
Räumen, bei Fernhaltung aller Feuchtigkeit, rechnet die Dauer der meisten Hölzer
nach vielen Jahrzehnten. Der dauernde Wechsel von Feuchtigkeit und Trockenheit
“ördert die Zerstörung sämtlicher Hölzer in starkem Maße, was sich besonders bei
Wasserbauten an jenen Stellen beobachten läßt, die zeitweise unter Wasser, zeitweise
aber über demselben stehen. Bei Bränden hält sich das Holz, nachdem die Außenseite
angekohlt ist, noch längere Zeit im Kern unverändert, so daß es feuersicherer als un-
geschütztes Eisen ist, zumal man auch keine Längenveränderung durch Hitze zu
befürchten hat?!) (vgl. S. 5 und 262).
6. Schwinden (Arbeiten). Das Schwinden beruht auf der Fähigkeit der Auf-
nahme von Feuchtigkeit und ist in radialer und in Sehnenrichtung verhältnismäßig
sehr groß; es bewegt sich zwischen 3 bis 10 vH, je nachdem sehr frisches oder gut
ausgetrocknetes Holz verwendet wird und je nachdem das Schwindmaß in Spiegel-
richtung (3 bis 5 vH) oder in Umfangsrichtung (6 bis 10 vH) gemeint ist. Während
38 sich bei dauernder
Wärme sehr zusammen-
zieht, dehnt es sich bei
lauernder Feuchtigkeitin
dem gleichen Grade aus
und entwickelt bei beiden
Vorgängen große Kräfte.
Da Splintholz wegen sei-
nes größeren Saftgehaltes
mehr schwindet als das
feste Kernholz, bedingt
diese Eigenschaft auch
eine Formänderung des
Holzteiles. Das Splintholz
zeigt das Bestreben, sich zusammenzuziehen, wird aber durch den festen Kern darin
behindert, erleidet starke Ringzugspannungen und beginnt zu reißen. Abb. 7 24a, b
zeigen die Wirkung des Arbeitens bei den verschiedenen Teilen eines Stammes. Wäh-
rend ein Brett, das aus der Stammitte geschnitten ist, nach den Enden zu dünner wird,
viegen sich die Enden der übrigen Bretter nach oben, und zwar um so mehr, je weiter
das Brett von dem Mark entfernt ist. Dieses Werfen ist lediglich durch die verschieden
starke Austrocknung des Holzes zu erklären. Man kann die Risse vermeiden, indem
das frische Holz, wie Abb. 724c zeigt, als Viertelsholz zugerichtet wird; eine Form-
änderung ist dann fast gar nicht mehr zu bemerken. Bei Halbholz oder Balken
(Abb. 724d, e) sind solche Risse nur sehr schwach. Da die Feuchtigkeit am Hirnholz
schneller verdunstet, bilden sich auch oft Risse in Längsrichtung, wie Abb. 724f
zeigt; diese schließen sich jedoch zum Teil nach vollkommener Austrocknung wieder.
Doch lassen sie sich auch vermeiden, wenn man dafür sorgt, daß das Austrocknen
nicht zu schnell vor sich geht. Im Sommer geschlagenes Holz ist schnellstens zu ent-
rinden, während man das Winterholz einige Zeit mit der Rinde im: Walde lagern
lassen kann. Laubholz erreicht erst durch 4- bis 5 Jähriges Lagern in luftigen und
doch zugfreien Räumen den notwendigen Grad der Trockenheit. Natürlich kann
man durch künstliche Trocknung an Zeit und somit an Lagerkosten gewinnen.
4A +“
‘) Die Ausdehnungszahl des Holzes ist etwa !/, so groß wie diejenige des Eisens. Als Ausdehnungs-
zahl nimmt man für gewöhnlich einen Wert 0,0000035 für 1° C an. Mit Rücksicht auf die geringe Wärme-
leitung erscheint die Annahme einer Wärmeschwankung von -& 30° bei den freitragenden Holzbauten als
ausreichend.