Full text: Freitragende Holzbauten

710 Fachwerkgegliederte und vollwandige Träger verschiedener Ausführungsart. 
sich zeigenden Verkantungen, indem die Flächen a—a und b—b als Zylinderflächen 
jusgebildet sind. Durch die Kraft- und Schwindwirkung drücken sich Stab I und 
Versatzhölzer in den Flächen m—m und n—n verhältnismäßig. leicht ein, da hier 
Hirnholz auf Längsfaser wirkt; kleine Ungenauigkeiten, herrührend aus Ungleich- 
mäßigkeiten der Hölzer und kleinen Verschiedenheiten in den Winkeländerungen, 
werden hierbei ausgeglichen. Die Versatzstücke S verändern durch Drehen oder 
Wälzen ihre Lage (Abb. 131 C). Trotzdem tritt in den die Normalkräfte übertragenden 
Flächen a—a und b—b keine das Holz gefährdende Kantenpressung 
ein. Die Bolzen £ sind nur zum mechanischen Zusammenhang der 
einzelnen Teile bestimmt. 
Die Bauweise ist sowohl für einfache wie für doppelgurtige Aus- 
bildung der Stäbe geeignet. Es ist nicht erforderlich, die Zylinder- 
lächen a—a und b—b durch Ausfräsen der Gurte herzustellen; 
elmehr ist es zweckmäßig, die Gurte und Vertikalen nicht zu 
ıchwächen, sondern die Stützung gemäß Abb. 131 D durch auf- 
ınd zwischengelegte kurze Hölzer 0 zu bewirken. Diese können 
\ntsprechend der Größe der Stabkraft durch eine Reihe von auf- 
yinanderfolgenden Bolzen, Holz- oder Eisendübeln angeschlossen 
verden. Auch ein Anschluß der Versatzhölzer durch eiserne oder 
1ölzerne Ringdübel entspricht dem Wesen der Erfindung. Die 
Zylinderfläche a—a wird hier durch die Nut zwischen Stab und 
Dübel dargestellt. Durch den Versatzanschluß wird eine Risse- 
bildung in’ den Diagonalen infolge des Zusammendrückens der 
Flächen m—m und n—n unmöglich gemacht. Zur Vermeidung 
einer allzu starken Verschwächung des Zugstabes an der Stelle des 
Netzlinien-Schnittpunktes empfiehlt es sich, das Diagonalholz 
möglichst breit zu wählen, 
Durch einen Versuch im Materialprüfungsamt der Technischen Hochschule zu Dresden sollte das 
Verhalten der Versatzflächen bei fortschreitender Belastung sowie der Sicherheitsgrad eines Diagonal- 
anschlusses festgestellt werden. Der in Abb. 132 dargestellte Versuchskörper wurde aus beliebigem, 
zuf dem Werkplatz lagerndem Holz hergestellt. Gurt und Pfosten waren als zweiteilige Stäbe ausge- 
»ildet, während die Schräge als einteiliger Stab zwischen beide eingeschoben wurde. Die beiden Knaggen, 
lie im Versatz mit der Schräge verbunden sind, wurden durch eiserne Dübel befestigt, die nach einem 
Kreis von 20 cm äußerem Durchmesser gebogen waren. Die Bolzen erhielten Unterlagsscheiben von 48 mm 
Durchmesser und etwa 2,5 mm Dicke. Die Belastung erfolgte am überstehenden Stabende der Schräge. 
Zur Aufnahme des Horizontalschubes diente ein in KEisen aus- 
geführtes Zugband. — Die Last wurde, von einer Grundbelastung 
von 1000 kg ausgehend, stufenförmig aufgebracht und fortschreitend 
zo weit. gesteigert, bis der Bruch erfolgte. Von den gemessenen Ver- 
schiebungen ergaben diejenigen der unmittelbar belasteten Schräge die 
größten Werte. Der Bruch erfolgte durch Überwindung der Scher- 
festigkeit der über dem Versatz liegenden Holzfasern; die übrigen 
Bauteile waren nur wenig verletzt. Die Schräge war in den fraglichen 
Scherflächen gespalten, und das Hirnholz der Knaggen, welches die ein- 
zeleiteten Kräfte in erster Linie zu übertragen hat, war zerquetscht. Der Versuch zeigte, daß die 
Querschnittsausbildung des Vorholzes in erster Linie der Maßstab für den Sicherheits - 
grad ist. Der Anschluß war bei gewöhnlicher Beanspruchung einer Zugkraft von etwa 3500 kg genügend. 
Bei 14 000 kg Bruchlast ergab sich also eine vierfache Sicherheit. Der Versuch bewies auch wieder, 
laß bei Ausschaltung von Beanspruchungen senkrecht zur Faser die Formänderung des Fachwerks 
bedeutend verringert wird. 
Knotenbleche in Holz und Eisen. Knotenbleche kamen früher vielfach 
zur Verwendung, sind jetzt aber nur noch wenig im Gebrauch, allenfalls dann, wenn 
angenietete Druckstücke gemäß Abb.60 c, d Verwendung finden. Abb. 106 zeigte bereits 
ein Beispiel eiserner Bleche. Andere Ausführungsmöglichkeiten sind aus Abb. 134 
zu ersehen: bei c ist die günstige Mitwirkung des stehengebliebenen Holzkernes zu
	        
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