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Fachwerkgegliederte und vollwandige Träger verschiedener Ausführungsart.
aber ein ungenügendes Pressen der Fugen während des Abbindens. Auch harzige
Stellen in den Verbindungsflächen können störend wirken. Weiterhin können durch
Jas Arbeiten der Hölzer im Laufe der Zeit Trennfugen entstehen. Es ist auch nicht
in allen Fällen festgestellt worden, daß der flüssig aufgetragene Kaltleim auch unter
freiem Himmel immer. wasserfest bleibt. Für Bauten im Freien sollte man stets
für einen Schutz durch Abdecken, Verschalen oder ähnliche Mittel Sorge tragen.
Die Leimfugen dürfen auch nicht auf Zug beansprucht werden. Dämpfe, mit welchen
'n industriellen Betrieben zu rechnen ist, können ebenfalls schädlich wirken. Bei
Biegung ist man genötigt, die Scher- und Längsspannung der geleimten Fugen
nachzuweisen. Über die Höhe dieser zulässigen Spannungen müßten noch besondere
Versuche Aufschluß geben. Bei gezogenen Fugen muß eine möglichst beiderseitige
Deckung durch aufgeleimte Laschen .erfolgen. Alles in allem: Das Mittel des Ver-
leimens ist an sich gut und empfehlenswert. Bedingung ist aber eine ganz beson-
dere Sorgfalt in der Ausführung und ein sicherer Schutz gegen Regen und
sonstige Witterungseinflüsse. Anderenfalls kann selbst bei bestem Leim die volle
statische Wirkung der Leimfugen auf Jahre hinaus nicht gewährleistet werden,
insbesondere dann nicht, wenn das Bauwerk außerdem noch dyna-
mischen Einwirkungen ausgesetzt ist.
Man verwendet zumeist Kaltleim (Kaseinleim), weniger den Warmleim (Leder- und
Knochenleim). Jeder Warmleim (Tafelleim) muß zuerst in. Wasser aufquellen; dann
wird er gekocht und muß stets warm gehalten oder frisch gewärmt werden. Dies wird
jesonders von solchen Betrieben lästig empfunden, welche nicht regelmäßig und nach-
zinander leimen, so daß dann oft der Leim im richtigen Augenblick nicht gebrauchsfertig
ist; viel Vorrat darf nicht gemacht. werden, weil die gekochte Leimmasse leicht ver-
HE dirbt und die Bindekraft mit jedem Aufwärmen ganz erheblich abnimmt. Der Leim
Ub. zeigt auch eine nur geringe Wasserbeständigkeit. Er erstarrt sofort nach dem Auftragen,
Abb. 158. weshalb jedes geleimte Stück nach erfolgter Vorwärmung sogleich gepreßt werden muß.
Das Kaltleimpulver „Certus‘!) zeigte bei Versuchen eine gute Bindekraft; amt-
lich bestätigte Bruchfestigkeitswerte reichen bis 115 kg/cm?. Mit kaltem Wasser an-
gerührt (1 kg Pulver ergibt etwa 3 kg Leimmasse), wird der Leim ohne weitere Vorbereitung aufge-
;ragen. Ein Anwärmen der Holzflächen erübrigt sich. .Der Leim widersteht trockener und feuchter
Hitze und ist wetter- und wasserbeständig. Man kann auch größere Flächen bestreichen, weil der Leim
nicht so schnell wie z. B. Kölner Leim erstarrt.
Auch das „Osterland‘“-Kasein-Holzleimpulver der Kaltleimindustrie Osterland, Gera-Reuß,
hat sich in der Praxis bewährt. Nach kurzem Einrühren erhält man eine sirupartige, bereits gebrauchs-
fertige Leimmasse. Größere Stücke lasse man über eine Nacht eingespannt.
Bauweise Hetzer (A.-G. Hetzer, Weimar). Der Grundgedanke dieser Bau-
weise ist bereits durch Abb. 150 gekennzeichnet worden. Später ging man dazu
über, den Baustoff noch weiter auszunutzen, indem man statt des rechteckigen
Querschnittes den I-förmigen Querschnitt anwendete (Abb. 158). Zur Verbindung
Jer einzelnen Holzlagen nimmt die Firma ein in Feuchtigkeit nichtlösliches Binde-
mittel, mit dem die zusammenzufügenden Flächen bestrichen und unter Druck
zusammengepreßt werden.! Dieses Bindemittel besitzt die Eigenschaft, die Holz-
fasern. an den benetzten Flächen zunächst aufzuweichen. Es entspricht dem natür-
üichen Klebestoff der Zwischenzellräume des Holzes./ Durch den Leim und durch
Jen Pressedruck?) werden die Holzflächen so ineinander gepreßt, daß ein durchaus
sinheitlicher Träger entsteht, der, beliebig gebogen, dauernd seine Form behält.
Es entsteht ein untrennbares, festgefügtes und festgeformtes Ganze, '
Es wurde durch diese Erfindung nicht nur möglich, einen Holzträger entspre-
chend. seiner Beanspruchung zu bemessen, z. B. einem auf Biegung beanspruchten
Träger die I-Form zu geben, und diesem Träger entsprechend den auf ihn einwirkenden
1) Kaltleim-Industrie „Certus‘“‘, Berlin W 35, Potsdamer Str. 28.
2) Beim Zusammenpressen werden die Zellfasern ineinandergedrückt; der ganze Träger erstarrt
oeim Erhärten des Bindemittels in der Presse zu einem einheitlichen Verbundträger.