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Die Abweichungen der Semester in den einzelnen Lustren sind in den obigen
Zusammenstellungen mitgetheilt, desgleichen die zugehörigen Mittelwerthe aus
allen Stationen. Diese Mittelwerthe geben also eine zusammengedrängte Uebersicht
über den Verlauf der Sommerregen und den der Winterniederschläge während
des letzten halben Jahrhunderts im Ems-Wesergebiete.
Nach den Lustrenmitteln betrachtet, ist der Verlauf von Sommer zu Sommer
sehr viel gleichmäßiger als von Winter zu Winter und demgemäß auch gleich—
mäßiger als von Jahr zu Jahr. Die Veränderlichkeit der Niederschläge ist eben
im Sommerhalbjahre wesentlich geringer als im Winterhalbjahre. Während die
Gesammtschwankung der Sommernmiederschläge nach den Lustrenwerthen höchstens
/s der Normalmengen beträgt, nämlich je 10 im positiven und negativen Sinne,
unterscheiden sich die größten Abweichungen der Winterniederschläge von ihren
Normalmengen um ?/5 der letzteren. Von der Verschiedenheit der Amplitude
abgesehen, ist aber der säkulare Verlauf der Sommerniederschläge mit dem der
Winterniederschläge und also auch dem der gesammten Jahresmengen im Großen
und Ganzen übereinstimmend. Mit Ausnahme des sehr auffälligen Lustrums
1866/70, das gewaltige Sommerregen, aber zu geringe Winterniederschläge
brachte, haben sonst Sommer und Winter desselben Lustrums gleichzeitig zu viel
oder zu wenig Niederschlag, also gleichen Niederschlagscharakter. Es deutet dies
darauf hin, daß die allgemeinen Ursachen, welche für die Menge der Nieder—
schläge bestimmend sind, Winter und Sommer hindurch viele Jahre lang in
gleichem Sinne anhalten, daß also nasse und trockene Perioden nicht eine Sache
des Zufalls sind.
IV. Einiges über die anderen klimatischen Elemente.
Zur Vervollständigung des in Bezug auf Temperatur und Niederschlag
möglichst eingehend und selbständig gezeichneten Klimabildes sollen im Folgenden
einige Angaben und Erörterungen über die anderen klimatischen Elemente ange—
schlossen werden. Letztere haben zwar nicht die gleiche praktische Wichtigkeit, wie
die oben ausführlich geschilderten Hauptelemente, aber für manche Fragen und
zu gewissen Zeiten tritt ihre Bedeutung doch so in den Vordergrund, daß sie
schon deswegen an dieser Stelle nicht übergangen werden dürfen, und überdies
ist auch zum allgemeinen Verständniß des Klimas wenigstens ihre angenäherte
Kenntniß nothwendig. Mit Rücksicht auf die für die Bearbeitung des ganzen
Abschnittes gesteckte Zeit und mit Rücksicht auf die verfügbaren Kräfte mußte
aber Beschränkung geübt werden, und erschien es daher ausreichend, die nöthigen
Daten aus bereits vorhandenen Monographien zu entnehmen und durch Neu—
berechnungen zu ergänzen, ohne eingehende Kritik und besondere Untersuchungen
anzustellen. Die in den Tabellen und im folgenden Texte für Luftfeuchtigkeit,
Bewölkung, Sonnenschein und Wind gegebenen Mittelwerthe beruhen infolge—
dessen auf ganz verschiedenen, mehrfach auch nur kurzen Beobachtungszeiträumen;
sie sind also nicht streng vergleichbar, sondern nur zu angenäherten Darstellungen
geeignet.