Full text: Stromgebiete und Gewässer (Band 1)

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erscheint jedoch im Hinblick auf die vorher hervorgehobenen und in dieser Frage 
noch mehr zur Geltung kommenden Bedenken unthunlich. Zuverlässiger sind in 
dieser Beziehung die Beobachtungen zur See, wo nicht nur die Unterlage sehr 
gleichmäßig, sondern auch die Wirkung der Stürme von so großer, augenfälliger 
Bedeutung ist. Diese Wirkung erstreckt sich nicht nur auf die Schiffe, sondern auch 
auf den Wasserstand an den Küsten und in den Strommündungen. Die Statistik 
der Stürme auf der Nordsee und der gleichzeitigen Windrichtung ist daher zur 
Erklärung mancher besonderer Erscheinungen im Mündungslaufe von Weser und 
Ems von Wichtigkeit. Als Beitrag hierzu möge die folgende (bereits im Elbwerke 
publizierte) Tabelle dienen, in welcher die Häufigkeit schwerer, ausgedehnter 
Stürme an der Nordseeküste im Jahrzehnt 1878 /87 nach der gleichzeitigen Wind— 
richtung, und zwar nach Quadranten geordnet, angegeben ist. 
Zahl der Sturmtage im Dezennium 1878/ 1887. 
Quadrant 
NO 
80 
3W 
VW. 
Ueberhaupt 
5* 
—51 
sj 
J 
* 
— 
J 
e5 
— 
10 
58 
28 
18 101 
Die Windrichtung ist nicht nur bei Stürmen, sondern auch allgemein 
zur Beurtheilung mancher praktischer Frage und vor Allem zur Erklärung klima— 
tischer Eigenthümlichkeiten von hohem Interesse. Ihre Feststellung leidet nicht 
so sehr wie die Windgeschwindigkeit unter persönlichen Einflüssen, aber sie ist 
immerhin auch mannigfachen lokalen Störungen in engerem und weiterem Sinne 
unterworfen, sodaß die Beobachtungsergebnisse der verschiedenen Stationen nicht 
immer auch für die benachbarten Gebiete Gültigkeit haben werden. 
Von 14 Stationen ist, auf vieljährigen Beobachtungen fußend, die mittlere 
Windvertheilung in den einzelnen Monaten und im Jahresdurchschnitte durch 
Tabelle 29 dargestellt; sie giebt an, wie häufig jede Windrichtung unter 
100 Beobachtungen zu erwarten ist. An mehreren Orten sind außerdem Wind— 
stillen unterschieden; doch wird man denselben nicht weitere Beachtung schenken 
dürfen, da deren Notierungen noch mehr von der Willkür der Beobachter ab— 
hängen als die der Windstärke überhaupt. 
Von den 14 Statiounen verrathen besonders Großbreitenbach, Fulda, Kassel 
und Arnsberg lokale Abweichungen, die mit der Richtung der Flußläufe und des 
Geländes überhaupt zusammenhängen. 
Im Ganzen aber zeigen auch sie mit den anderen im Gesammtdurchschnitt 
den gleichen Charakter der Windvertheilung: Vorwiegend Winde aus dem west—⸗ 
ichen Quadrauten. An erster Stelle stehen überall SW-Winde, demnächst die
	        
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