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deren wieder marine Ablagerungen diejenigen des Wealden bedeckten. Unter
den mamigfaltigen Gesteinen herrschen im Hils und Gault, die man als
Untere Kreide zusammenfaßt, Sandstein, Thon und Mergel vor, während in der
Oberen Kreide, im Cenoman, Turon, Senon, verschiedenartige Kalke den größten
Antheil an der Zusammensetzung haben. — Im Tertiär wechseln mehrfach
marine und terrestre Bildungen; erstere sind vorwiegend Sande und Thone,
letztere Braunkohlen; daneben besitzen im Wesergebiete die eruptiven Basalte
große Bedeutung besonders im Vogelsberge und in der Rhön.
Der Wechsel zwischen marinen und terrestren Ablagerungen erlangt mit
Beginn der Diluvialzeit eine Bereicherung, da nunmehr Ablagerungen des
Inlandeises und seiner Schmelzwasser hinzutreten. — Schon frühzeitig hatte man
erkannt, daß der Sand, Lehm und Thon des norddeutschen Flachlandes sich von
den rein marinen wie von den Land- und Süßwasserbildungen wesentlich unter—
scheidet, insbesondere durch die Beimengung von zerstreut, aber häufig vor—
kommenden Steinen, wie sie in benachbarten Landstrichen nicht, wohl aber im
entfernteren Norden Europas auftreten. Man erklärte sich diese Bildungen in
unzulänglicher Weise als Absätze eines Meeres, auf welchem Eisberge in großer
Zahl die nordischen Gäste, die Findlinge, unserem Flachlande zugeführt hätten.
Seit dem Beginn der achtziger Jahre ist man zu der wohl begründeten Ueber—
zeugung gekommen, daß eine mächtige Eisdecke selbst, und nicht nur schwimmende
Eisberge, bis in die Thäler unseres Mittelgebirges hinein vorgedrungen ist und
das Flachland unter sich begraben hat, nachdem vorher bereits ihr Schmelz—
wasser über dasselbe fortgeströmt und der in ihm enthaltenen Schutt als Sand
und Thon abgesetzt worden war. Für die östlicher gelegenen Theile Nord—
deutschlands ist man genöthigt, eine mehrmalige Eisbedeckung anzunehmen; in
den zu Weser und Ems gehörigen Gegenden hat man jedoch bislang nur Spuren
einer einmaligen Vereisung gefunden. Neben den Ablagerungen des Schmelz—
wassers beim Vor- und Rückgehen des Eises erlangen die Moränen große Be—
deutung, insbesondere der Geschiebelehm und Geschiebesand, sowie die stellenweise
vorhandenen Anhäufungen von mächtigen Blöcken. In den südlicheren Gegenden,
die von der glazialen Ablagerung nicht erreicht wurden, gelangte während dieser
Zeit der Löß zur Ablagerung, ein schwach thoniger Lehm, der vielfach die
Gehänge der Thäler bedeckt.
Die Jetztzeit oder die Alluvialperiode, welche mit dem Diluvium als Quartär
zusammengefaßt wird, setzt an dem Zeitpunkte ein, als die Wirkung der nordischen
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ihr Schmelzwasser dasselbe nicht mehr erreichte und die einheimischen Gewässer—
netze, unbeeinflußt durch jene fremden nordischen Wassermassen, sich in ihrer heutigen
Gestalt ausbilden konnten. Reste diluvialer Wasserläufe finden sich auch im Gebiet
der Weser, und zwar gehören hierher jene Niederung, die im Drömling von der
Wasserscheide zwischen Aller und Elbe überschritten wird, und das breite Thal des
Oscherslebener Bruches, das die Harzer Vorberge von Westen nach Osten durch—
zieht. Im Allgemeinen weist das Flachland im Westen weniger solch lang—
gestreckte breite Rinnen auf wie die Gegend östlich der Elbe; vielmehr traten an
deren Stelle ausgedehnte Ebenen von unregelmäßigem Umriß und mit mehrfachen