Full text: Stromgebiete und Gewässer (Band 1)

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Höhen, und während vorher die Scheide zu suchen war zwischen dem vorwiegend 
bergigen, südlichen Thüringen und den Ebenen des südwestdeutschen Beckens, 
stoßen jetzt zwei Berglandschaften, die Rhön und Thüringen, an einander, sodaß 
die Grenzlinie nunmehr in den Thälern zu finden ist. Bei Henneberg zieht sich 
die Grenze zur Werra hinab, welche sie an dem Knie südlich von Meiningen 
erreicht. Obwohl nun die Landschaft rechts und links vom Flusse zunächst wenig 
oder gar keine Verschiedenheiten aufweist, so ist derselbe doch als Grenze festzu— 
halten, denn im Hintergrunde des linkseitigen Gebiets erhebt sich das Rhöngebirge, 
das ein wesentlich anderes Gepräge trägt als die Berge des Thüringerwaldes, an 
welche sich die rechtseitige Landschaft anlehnt. Schärfer tritt die Werra als Grenz— 
linie unterhalb Lauchröden auf, das unweit der Hörselmündung liegt. Hier trennt 
sie die Thüringer Landschaft gegen das hessische Meißnerland, so genannt nach 
der höchsten Erhebung desselben. Bis oberhalb Witzenhausen bleibt der Fluß 
die Grenze, dort aber trifft er auf die Verlängerung der Göttinger Senke, welche 
in ihrem genau von Süden nach Norden gerichteten Verlauf nunmehr als die 
Scheide Thüringens aufgefaßt werden kann, wenngleich, wie hier schon bemerkt 
werden mag, der Zusammenhang des Hannoverschen Eichsfeldes mit Thüringen 
nach politischen und historischen Gesichtspunkten wohl anfechtbar ist. 
Der Abfall zur Göttinger Senke bildet bis Northeim die Grenze; von hier 
an ist es das Rhume- und Oderthal bis Scharzfeld, das im Norden Thüringen 
vom Harze scheidet. So scharf die Grenze an dem steilen und gradlinigen Ab— 
fall des Rothenberges auftritt, so sehr verwischt sie sich östlich von Scharzfeld, 
wo kein breites Flußthal den Fuß des Harzes begrenzt, bis das Thal der 
Wieda und Zorge, die dem Elbstromgebiete angehören, wieder eine schärfere 
Linie giebt. 
Der größere Theil Thüringens gehört in das Gebiet der Elbe und nur 
der kleinere in dasjenige der Weser. Aber von allen den drei Hauptgliedern, in 
welche Thüringen gegliedert wird, nämlich 1. Frankenwald, Vogtländisches Berg— 
land, Thüringerwald, 2. südwestliches oder Fränkisches Vorland des Thüringer— 
und Frankenwaldes und 3. nördliches oder Thüringisches Vorland des Thüringer— 
waldes, entfallen einzelne Theile auch in das Wesergebiet, sodaß für dieses auch 
die Dreitheilung gilt in: Thüringerwald, südwestliches oder Fränkisches Vor— 
land und nördliches Vorland nebst dem Eichsfelde. 
a) Der Thüringerwald. 
Die Begrenzung des Thüringerwaldes gegen das Fränkische Vorland 
ergiebt sich am leichtesten bei Betrachtung der geologischen Karte; es ist nämlich die 
Linie, welche die der Trias angehörenden Gesteine von den älteren Formationen 
trennt und welche durch die Orte Sonneberg, Stelzen, Schirnrod, Krok, Waldau, 
Suhl, Steinbach-Hallenberg, Asbach, Seligenthal, Herges, Liebenstein, Schweina, 
Möhra, Förtha, O.- und U.-Ellen und Lauchröden bezeichnet wird. Nur 
auf der Strecke von Förtha nach Lauchröden, wo das Bachthal der Elte die 
Grenzlinie hervorhebt, weicht die letztere von der Formationsgrenze derart ab, 
daß ein Theil des Triasgebiets noch mit zum Thüringerwald gezogen wird. 
Verfolat man die durch die geologische Karte gegebene Grenzlinie auf einer
	        
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