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wir schließlich diese Betrachtungen mit denen über den jährlichen Verlauf der
Wasserstandsschwankungen dadurch in Verbindung, daß wir die den Hauptzahlen
der Wasserstandsbewegung (MNNW, MAW und MEW) entsprechenden Abflußmengen
und die zugehörigen, auf die Flächeneinheit (gkm) bezogenen Abflußzahlen über—
sichtlich zusammenstellen, wobei die Eigenart der einzelnen Wasserläufe sich nach
mancher Richtung hin kund giebt.
Auf eine Aufzählung der zu Grunde liegenden einzelnen Messungen und
eine Scheidung zwischen ihren Unzulänglichkeiten und ihren Vorzügen, ihrem nur
geschichtlichen und ihrem bleibenden Werthe brauchen wir an dieser Stelle nicht
einzugehen, da es uns hier darauf ankommt, möglichst „den ruhenden Pol in
der Erscheinungen Flucht“ aufzufinden. In jener Beziehung können wir vielmehr
auf die ausführlichen Mittheilungen im Bd. IIIS. 650,668 und Bd. IV S. 503,5
verweisen. Andererseits sei daran erinnert, daß auf die mannigfachen Fehlerquellen,
die bei Untersuchungen über Abflußmengen wohl nie ganz unterbunden werden
können, schon im Memel-Pregel-Weichselwerke (Bd. J S. 318/9) aufmerksam ge—
macht ist. Im Folgenden werden die dortigen Ausführungen deshalb nur so
weit wiederholt, wie eine bestimmte Stellungnahme zu ihnen nothwendig war.
Zusammenfassende Betrachtungen über die jährliche Wasserstandsbewegung,
die Aenderungen und Schwankungen der Wasserstände, ihre Häufigkeit und sonstige
Verhältnisse des Abflußvorganges enthalten die Strombeschreibung der Weser im
Bande III und die Flußbeschreibung der Ems im Bande IV in so ausgiebigem
Maße, daß darauf verwiesen werden darf. Von den in unseren früheren Werken
dargestellten Strömen unterscheidet sich die Weser hauptsächlich dadurch, daß in
der Sommerszeit äußerst selten solche Witterungslagen eintreten, bei denen vor—
übergehend die sonst kräftig wirkende Versickerung und Verdunstung auf ein ge—
ringeres Maß vermindert wird durch lange anhaltende, weit verbreitete und starke
Niederschläge, wie dies im Gebirgslande des Elbe-, Oder- und Weichselstrom—
gebiets öfters geschieht. Derartige Witterungslagen betreffen das Weserstrom—
gebiet vielmehr fast nur in der winterlichen Jahreshälfte, die außer den Schmelz—
wasserfluthen auch Regenhochfluthen von gleicher Bedeutung aufweist. Da dieser
Umstand hauptsächlich dazu beiträgt, das Abflußverhältniß des Winters im
Weserstromgebiete ungewöhnlich groß zu machen, ist der letzte Abschnitt dieses
Kapitels einer übersichtlichen Darstellung der meteorologischen Vorbedingungen
solcher Hochwassererscheinungen gewidmet.
2. Beziehungen zwischen Abfluß- und Niederschlagsmengen.
Eine erhebliche Schwierigkeit bei dieser Untersuchung“) bestand darin, daß
in der Weser sowohl wie in der Ems seit der Zeit, als mit den Messungen der
Wassermengen begonnen wurde, eine bedeutende Senkung der Stromsohle erfolgt
*) Betrachtungen über die Beziehungen zwischen dem Niederschlage und der Wasser—
führung der Weser finden sich schon bei Berghaus (Annalen der Erd-, Völker- und
Staatenkunde, 3. Reihe Bd. 5, Berlin 1838); doch sind dieselben ziemlich haltlos. Auch die
Veränderungen des Wasserstandes der Weser sind von Berghaus (ebenda) in wenig
zutreffender Weise untersucht.