1. Abtheilung. 2. Kapitel.
Klimatische Perhältnisse.“)
J. Einleitung.
Den großen norddeutschen Stromgebieten ist die Eigenthümlichkeit gemein—
sam, daß ihre nördlichen Theile ein milderes und in ihrer ganzen Ausdehnung
wenig verschiedenes Klima haben, während sich in den südlichen durch die zu—
nehmende Kontinentalität und stärkere vertikale Gliederung eine größere Excesstvität
und Mannigfaltigkeit der Witterungsverhältnisse bemerkbar macht. Diese Gegen—
sätzlichkeit tritt trotz der relativ geringen räumlichen Ausdehnung am klarsten
hervor bei den Stromgebieten der Ems und Weser, wenn man dieselben als ein
Ganzes betrachtet.
Die nördliche ebene Hälfte hat unter dem Einflusse des nahen Meeres das
mildeste Klima Deutschlands und bietet in ihrem ganzen Umfange bezüglich der
Temperatur so geringfügige und bezüglich des Niederschlages so allmähliche
Unterschiede, daß sie in ihrer Gesammtheit ein selten einheitliches Klimabild ge—
währt. Die räumlichen Unterschiede der Lufttemperatur betragen im Jahres—
mittel, indem der Normalwerth zwischen 8 und 81/2 Grad schwankt, nur einen
halben Grad, weil nämlich die Abnahme der Temperatur nach Osten hin, wie
auch sonst im norddeutschen Flachlande, sehr unbedeutend ist, und weil die all—
gemeine Zunahme nach Süden infolge der Erwärmung der Küste durch das
Meer einerseits und infolge der mit der allmählichen Erhebung des Binnen—
landes eintretenden Abkühlung andererseits fast völlig verwischt wird. Die
Niederschläge zeigen zwar merkbarere Unterschiede — in der Jahressumme, deren
Normalwerth zwischen rund 75 und 55 cm schwankt, bis zu 20 Centimeter —,
aber die Aenderungen erfolgen von Ort zu Ort so langsam und stetig, daß die
räumliche Vertheilung der Niederschläge als eine sehr gleichmäßige erscheint.
Die Bearbeitung dieses Abschnittes ist von dem Abtheilungsvorsteher des König⸗
lichen Meteorologischen Instituts, Herrn Professor Dr. Kremser erfolgt. Ebenso sind die
Meteorologischen Tabellen unter seiner Leitung von Beamten dieses Instituts außer—
dienstlich bearbeitet worden.