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beim Hochwasser Seitenströmungen, oder sie werden als Mühlgräben benutzt, z. B.
der 2,5 kmälange Mühlgraben der Nienburger Mühle oberhalb Bünde. Weiter
oberhalb liegt die Provinzialgrenze von der Bruchmühle bis zur Warmenau—
mündung in solchen Altläufen, während der jetzige Flußlauf theilweise zu Westfalen
und theilweise zu Hannover gehört. In dieser gefällarmen Strecke liegen die
lehmig-sandigen Ufer des 10 bis 20 mm breiten Elsebettes etwa 1 bis 1,8 m,
unterhalb Bünde 2,6 bis 3in über dem gewöhnlichen Wasserstande. Vor der
Einmündung in die Werre hat das Elsebett etwa 22 mm Breite. Die bewegliche
Sohle des Flußbetts besteht aus Sand von mittlerem bis grobem Korne; nur
ausnahmsweise stehen die Schichten des unterlagernden Gesteins an, z. B. Lias—
ichiefer im Unterwasser der Brausemühle bei Südlengern.
Während oberhalb Bünde der flach eingesenkte Thalgrund größtentheils zu
Wiesen oder Weiden benutzt wird (nur unterhalb Ahle liegen Ackerfelder sogar
im Ueberschwemmungsgebiet), treten von Bünde abwärts die beackerten Grundstücke
näher an die Ufer heran; erst unterhalb Kirchlengern nimmt der Wiesenstreifen
längs des Flußbetts wieder größere Breite an. In dieser Strecke ist die Else
beim Baue der Eisenbahnlinie Löhne — Osnabrück auf geringer Länge begradigt
worden, um für das Hochwasser unterhalb der mit 38,0 mm Lichtweite (in 4 Oeff—
nungen) und 128 qm Fluthquerschnitt angelegten Brücke gute Vorfluth zu schaffen.
Im November 1800 stieg der Höchststand hier 5,2 mm über die Sohle des Fluß—
betts, d. h. 4,7 m über den gewöhnlichen Wasserstand. An der Straßenbrücke
bei Kirchlengern, die 74 qmm freien Querschnitt bei 27,5 mm Lichtweite hat, war
das Bett bei jener größten Hochfluth der neueren Zeit bis zur Trägerunterkante
gefüllt. Die nur 14,7 m weite Straßenbrücke bei Bünde mit 55 qm freiem
Querschnitt reichte damals nicht aus, sondern staute das Hochwasser derart an,
daß der Straßendamm überströmt wurde. Inzwischen ist diese Brücke durch eine
neue, die in 3 Oeffnungen 42,0 m Lichtweite und 135 qm Fluthquerschnitt
hat, ersetzt worden. Auch die von der Stadt Bünde nach dem Bahnhofe führende
Brücke mit 18,4 m Lichtweite und 46 qm Fluthquerschnitt, der freilich noch zwei
kleine Fluthbrücken mit 10 qm Querschnitt auf der linken Seite zur Hülfe kommen,
erwies sich nicht als ausreichend. Eine Verbesserung der Hochwasservorfluth wäre
an dieser Stelle für die Stadt Bünde recht wünschenswerth, zumal durch Bes eitigung
der Elsemühle nicht nur eine bessere Vorfluth bei Hochwasser geschaffen, sondern
auch die Einleitung des Abwassers der geplanten städtischen Kanalisation ermög—
licht würde; Entwürfe zu einem derartigen Ausbaue der Else in der Gemarkung
Bünde sind kürzlich von der Generalkommission zu Münster bearbeitet worden.
An der oberhalb gelegenen Else, namentlich im Kreise Melle, könnte durch gründ⸗
liche Räumung und planmäßigen Ausbau den nachtheiligen sommerlichen Aus—
uferungen vorgebeugt und die theilweise ungenügende Vorfluth verbessert werden.
Mehrfach sind bereits Entwürfe zu Ent- und Bewässerungsanlagen aufgestellt,
aber wegen der hohen Kosten nicht zur Ausführung gebracht worden. Die
Räumung erfolgt nicht in ausreichendem Maße, weil die Räumungspflicht zu
eng begrenzt ist und die große Ausdehnung der Ortspolizeibezirke die Aufsicht
behindert.