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des Meliorationsbaubeamten zu Minden für das Jahr 1899 äußert in dieser
Beziehung, unter den dortigen Verhältnissen könnten sich Kunstwiesen heute nur
rentieren, wenn die Gestalt und Beschaffenheit des Bodens für die Anlage sehr
günstig seien, gute Unterhaltung vorausgesetzt. Da meistens die Bewässerungs—
einrichtungen die Anlagekosten zu hoch machten, wäre es oft empfehlenswerth,
nur für gute Entwässerung zu sorgen und statt der Bewässerung mit Kunstdünger
vorzugehen. Die Unterhaltung ließe bei manchen Meliorationen viel zu wünschen
übrig. Namentlich habe das Beweiden der Rieselwiesen durch Zertreten der
Grabenränder stellenweise zu übermäßig hohen Kosten für die Wiederinstandsetzung
zenöthigt, z. B. bei der Bruchtewiesen-Genossenschaft. Auch anderswo vermisse
man mehrfach die erforderliche Fürsorge für die Erhaltung der Entwässerungs—
gräben; wenn dazu eine sehr starke Berieselung käme, so könne leicht eine Ver—
sumpfung der Wiesen eintreten, z. B. an einzelnen Stellen bei Steinheim, während
im Gegensatze hierzu die richtig unterhaltenen und gepflegten Wiesen der Oeyn⸗
hausener Genossenschaft gute Erfolge zeigten.
d) Anbauverhältnisse. Dränagen.
Für die Entwässerung der Ackerländereien, namentlich der in unserem Ge—
hietstheile vielfach vorkommenden undurchlässigen Böden, war früher schon auf
den größeren Gütern und Domänen durch offene Gräben und Dränagen meistens
hinreichend gesorgt. Solche geschlossenen Besitzungen liegen namentlich im süd—
östlichen Kreise Hameln, im mittleren Kreise Höxter und im lippischen Antheile
der betrachteten Gebietsfläche; sonst herrscht weitaus der Kleinbesitz vor. Die
im Allgemeinen günstige Bodenbeschaffenheit und das, mit Ausnahme der hohen
Lagen, dem Pflanzenwuchse förderliche Klima ermöglichen in den meisten Feld—
marken die Erzielung von Ueberschüssen der Erzeugnisse des Ackerbaues und der
Viehzucht über den Eigenbedarf. Am wenigsten günstig liegen die Verhältnisse
für den Landwirthschaftsbetrieb in den Landstrichen, die durch zu große Nässe
oder durch den Mangel an unachhaltiger Bodenfrische oder durch zu geringe
Stärke der schwer zu bearbeitenden Ackerkrume mit steinigem Untergrunde be—
nachtheiligt sind. Gewöhnlich handelt es sich dabei um Feldmarken, die auch
wegen ihrer Höhenlage unter rauher Witterung leiden, besonders am Egge—
zebirge, auf den Muschelkalkrücken und auf den Keuperbergen in der Gegend von
Fürstenau, Bremerberg u. s. w. Am meisten bevorzugt ist der nordöstliche und
der zur Warburger Börde gehörige Theil unserer Gebietsfläche, wo auch an—
spruchsvolle Feldfrüchte vortrefflich gedeihen, z. B. neben dem Weizen die Zucker—
rübe, für deren Ausbeute innerhalb der in Betracht kommenden Landstriche
Fabriken in Emmerthal und Brakel bestehen.
Während im nordöstlichen Theile unserer Gebietsfläche die bäuerlichen Ge—
markungen großentheils bereits früher verkoppelt und hierbei mit einheitlich an—
gelegten Netzen von Entwässerungsgräben versehen worden waren, haben in den
übrigen Theilen die wirthschaftlichen Zusammenlegungen erst während der letzten
Jahrzehnte große Ausdehnung angenommen. Dementsprechend fanden auch die
Dränagen beim Kleinbesitze in diesen Theilen späteren Eingang. Einstweilen
fehlen sie noch in vielen Gemarkungen, deren Böden ihrer wohl bedürftig wären,