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b) Wasserläufe zwischen Holzminden und der Emmermündung.
Weniger gefällreich und minder stürmisch zur Hochwasserzeit ist der westlich
gerichtete Beverbach im Holzmindener Bodeneinschnitt, dessen Thälchen der Muschel—
kalkrücken des Burgbergs von dem des parallel fließenden Forstbachs trennt.
Der oberhalb Forst (Km. 86,9) mündende, am Schießhause bei Schorborn ent—
springende Beverbach hat etwa 150/00 Gefälle und 0,28 cbm, sec (8,0 I/qk
sekundliche Abflußzahl) mittlere Abflußmenge, die im Sommer zwar bis auf ein
Viertel zurückgeht, aber den Betrieb der Mühlen bei Schorborn und Bevern (2)
in beschränktem Maße weiterzuführen gestattet. Bei der Schneeschmelze beträgt
die Abflußmenge ungefähr 5 bis 10, nach langdauernden Regengüssen bis zu
15 cbm/sec (0,14 bis 0,48 cbm,qkm sekundliche Abflußzahlen). Im Ober—
laufe führt er ähnliche Geschiebe wie die Holzminde, im Unterlaufe nur noch
feinen Grand. An vereinzelten Stellen sind seine Ufer mit Weidenflechtwerk
gegen Abbruch geschützt. Die bei Hochwasser entstehenden Ueberschwemmungen
haben geringen Umfang und richten wenig Schaden an. Bei sehr strenger Kälte
friert der Beverbach zu; jedoch löst sich die Eisdecke ohne eigentlichen Eisgang auf.
Gleich unterhalb Forst (Km. 87,8) ergießt sich der vom Westhange des
Holzbergs über Stadtoldendorf laufende Forstbach, der die kleinen, vom Höhen—
zuge des Voglers südwärts zum Holzmindener Geländeeinschnitte rinnenden Ge—
wässer aufnimmt. Sein Gefälle beträgt etwa 10 /0, seine mittlere Abflußmenge
o,39 cbm/ sec (6,8 1/4km sekundliche Abflußzahl), in den Sommermonaten durch—
schnittlich nur halb so viel. Die von 16 Mühlen in 8 Gemarkungen benutzte
Wasserkraft versagt auch im Hochsommer nicht völlig. Während bei der Schnee—
schmelze die Hochwassermenge 8 bis 10 cbmn/ sec nicht zu überschreiten pflegt, ist
sie am 7. Mai 1898 nach wolkenbruchartigem Regen auf 43 cbm, sec angewachsen
(0,13 bis 0,69 cbmm/sec sekundliche Abflußzahlen). Die aus feinem Grande be—
stehenden Sinkstoffe rühren großentheils von Uferabbrüchen her, denen siellenweise
durch Weidenflechtwerk vorgebeugt wird. Fast bei jedem Hochwasser ufert der
Forstbach aus und hat im Mai 1888 eine größere Ackerlandfläche der Domäne
Forst überfluthet; in dieser unteren Strecke wird das weiter oberhalb mit Wiesen
bedeckte Thal zur Ackerkultur benutzt. Die in harten Wintern sich zuweilen
bildende Eisdecke erzeugt beim Aufbruche geringen Eisgang.
Die vom Vogler nordwärts ablaufenden Bäche und die zahlreichen kleinen
Wasserläufe, die vom Hils und Ith gegen Südwesten in das Längenthal stürzen,
sämmtlich mit sehr starkem Gefälle, vereinigen sich in der Lenne, deren Quell—
bach bei Linnenkamp am Osthange des Holzbergs entspringt und bei Lenne aus
einer nördlichen Richtung in das gegen Nordwesten erstreckte Längenthal über—
geht (vergl. S. 202). Der wasserreichste Nebenbach mündet bei Linse kurz vor
ihrer Mündung gegenüber Bodenwerder KKm. 111,9), nämlich der Spüligbach,
der zwischen den Muschelkalkhöhen des Tonniesberges und Kruckberges die in der
Keuperlandschaft bei Halle aufgesammelten Rinnsale einer 4 kKmä langen Strecke
der Ithgebirgskette zur Lenne abführt. — Die Abflüsse der nordwestwärts an—
schließenden Strecke des Iths vereinigen sich zu dem das Muschelkalkgebirge
durchschneidenden Ilsebach, der bei Latferde mündet (Km. 128,3).