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Die mittlere Abflußmenge der Lenne wird für den Jahresdurchschnitt auf
O,97 cbm/sec (7,9 ]—/4km sekundliche Abflußzahl) angegeben, für die Winter—
monate auf durchschnittlich 1,34, für die Sommermonate auf 0,59, für den
wasserreichsten Monat März auf 2,02, für den wasserärmsten Monat September
auf 0,30 cbm,/sec. Wegen des starken Quergefälles in dem auf erd. 17 km
Länge nur etwa 7 Km breiten, theilweise undurchlässigen Niederschlagsgebiete
und wegen ihres gleichfalls erheblichen Längengefälles ist die Lenne zuweilen
recht nachtheiligen Hochfluthen ausgesetzt. Bei der Schneeschmelze beträgt deren
Abflußmenge gewöhnlich nur 15 bis 20 cbm,sec, überschreitet aber dieses Maß
nach starken Regengüssen manchmal beträchtlich, beispielsweise nach dem wolken—
bruchartigen Regen am 7. Mai 1898 bis zu 83 cbm/sec (0, 15 bis O,67 ebm/ qkm
sekundliche Abflußzahlen). Der Bach führt dann sehr viele Geschiebe aus Kalk—
stein, Sandstein und grobem Kiese, die beispielsweise im Mai 1898 bei Wickensen
das Bett bis zu den Uferborden verstopften und sich auf den angrenzenden Wiesen
ablagerten. In solchen Fällen entstehen dann auch öfters bedeutende Uferabbrüche,
zu deren Verhütung zahlreiche Schutzbauten aus Steinpackungen und Weiden—
flechtwerk angelegt worden sind. Obgleich das Bett durchweg ziemlich tief ein—
geschnitten ist, im Oberlaufe 1 bis 2 mm, nach der Mündung hin bis zu 41m,
kann es die Hochwassermassen nicht innerhalb seiner Uferborden abführen, sodaß
fast bei jedem größeren Hochwasser Ueberfluthungen eintreten, die sich manchmal
über das ganze Bachthal ausbreiten und auch in die Thaldörfer eindringen.
Namentlich geschieht dies bei scharfen Krimmungen und bei Querschnittsver—
engungen, z. B. in Eschershausen infolge des Vorbaues von Häusern über die
Uferlinien hinaus, an anderen Stellen infolge zu geringer Lichtweite der Brücken.
Außer dem genannten Städtchen sind die Dörfer Scharfoldendorf und Linse am
meisten gefährdet. Bei Eschershausen wurde daher 1888,89 eine Begradigung
der Lenne ausgeführt, um die für jene Strecke auf 530 ebm,/sec ermittelte größte
Hochwassermenge mit 5,7 0,00 ohne Ausuferung abführen zu können; zu diesem
Zwecke hat das 2,4 m tiefe Bachbett außerhalb des Städtchens 3,0 im Sohlen—
breite und 1,5-fache Böschungen, innerhalb aber hochwasserfreie Ufermauern
erhalten. Schon früher war weiter oberhalb, z. B. bei Wickensen, das Bett
geräumt und begradigt worden. Sodann hat 1892 eine Begradigung des Baches
zwischen Oelkassen und Linse auf rd. 7 km Länge stattgefunden, bei der das
Ufer an den im Angriff liegenden Stellen mit Steinpackungen und die Sohle
mit Grundschwellen befestigt worden ist; das Gefälle dieser Strecke beträgterd.
6,509/,00. Diese Maßnahmen haben indessen nicht verhindern können, daß im
Mai 1898 das Lennebett unweit Oelkassen durch Abbruch auf seine doppelte
Breite vergrößert und mit Geröllen verflacht wurde, sowie daß bei Linse er—
hebliche Verschotterungen der Wiesen entstanden sind. In Scharfoldendorf wurde
die Brücke (Unterbau in Stein, Ueberbau in Eisen) weggerissen und bei Oelkassen
eine ebensolche Brücke unterspült. Verwallungen gegen das Hochwasser sind nur
in der Mündungstrecke neben dem dortigen Weserhafen vorhanden.
Da die Quelle auf — 310 m, die Mündung bei Mittelwasser auf — 71,2 m
liegt, hat die 22,4 km lange Lenne im Ganzen 10,7 *00 — 1: 94 mittleres Ge—
fälle und in Bezug auf die 16,9 kin lange Luftlinie die ziemlich geringe Entwicklung