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Während mit den oben bezeichneten Umgestaltungen der Bewaldungs—
verhältnisse schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts begonnen wurde,
sind die Berechtigungen zur Entnahme von Waldstreu und zur Waldweide erst in
den siebziger und achtziger Jahren abgelöst worden. Auch die Gemeindewälder
werden fast nirgends mehr zur Weide genutzt; Streuentnahme erfolgt in der Regel
blos auf den Wegen und Gestellen. Die Umwandlung der bei den Ablösungen
abgetretenen Waldflächen in Aecker und Wiesen ist im preußischen Antheile
reichlich wett gemacht durch die Aufforstung früherer Blößen, Bruch-, Weide⸗
und Triftflächen; seit den siebziger Jahren steht einer Abnahme von 84 eine
Zunahme von 9,5 qkm gegenüber. Im braunschweigischen Antheile des Oberen
Wesergebiets, von dem fast 89 /0 zu unserer Gebietsfläche gehören, ist während
der letzten 80 Jahre der Waldbestand an Staatsforsten um 35,6 qkm, d. h. 18/0
der jetzigen ganzen Waldfläche, vermindert worden, ohne daß Aufforstungen in
erheblichem Umfange stattgefunden haben. Dabei handelte es sich gleichfalls nur
um Mittelwald und lichte Hutebestände, die durch Streu- und Weidenutzung arg
herabgekommen waren. Bei den Gemeinde- und Privatforsten haben keine wesent—
lichen Veränderungen stattgefunden.
Wo die an Stelle ehemaligen Laubwaldes oder Räumden getretenen
Fichtenschonungen auf Holzboden mit undurchlässigem Untergrunde angelegt werden
mußten, z. B. auf den Hochflächen des Sollings und Bramwaldes, bediente man
sich der Grabenhügelpflanzung und war zur Anlage eines vollständigen Netzes
von Entwässerungsgräben genöthigt. So viel als möglich wird jedoch deren
Wasser weiter abwärts im Walde wieder zur Bodenanfrischung vertheilt. Hori⸗
zontale Sickergräben für die Zurückhaltung des Wassers wurden im Forstreviere
Neuhaus auf dem Solling angelegt. Von mehreren Stellen wird berichtet, daß
durch die Aufforstung und bessere Bewahrung der Streudecke manche Quellen,
die früher im Sommer versiegten, nachhaltige Speisung erhalten hätten. Die
Oberförsterei Bramwald giebt an, daß durch die Bestockung steiler Hänge die
Abschwemmung beträchtlich vermindert worden sei. Andererseits soll seit der
hauptsächlich 1840,60 erfolgten Herstellung von Grabennetzen bei den Fichten⸗
kulturen auf dem braunschweigischen Solling die Wassermenge der Rottmünde,
des Otterbachs und der Holzminde abgenommen haben. Erhebungen hierüber
liegen jedoch nicht vor.
III. Emmermündung bis Weserscharte, rechte Seite.
1. Bodengestalt. 2. Bodenbeschaffenheit.
Von dem nur 420 q4km, also blos 12,10/0 des Oberen Wesergebiets
umfassenden Antheile, den wir nunmehr betrachten, entfällt annähernd die Hälfte
auf das Gebiet der Hamel (215 qkm), die aus den östlich von Hameln reich
entwickelten Berglandschaften gespeist wird.
Der bogenförmig aus der nordwestlichen in die südöstliche Richtung um—
biegende Bergwall des Iths führt den Namen Lauensteiner Berge. Mit dem
südostwärts umgebogenen Theile parallel streicht, durch das Koppenbrügger