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und Einwerfen von Schottermassen in die unteren Strecken oder in die Weser,
beispielsweise am 11. März 1881 bei allen Bächen, am 1. Juni 1886 bei der Kalle,
am 1. Juli 1891 bei der Exter. Die Eisverhältnisse dieser Wasserläufe sind nicht
ungünstig; ihre größten Anschwellungen werden gewöhnlich nicht durch die Schnee—
schmelze, sondern durch Gewitterregen hervorgerufen. Das Hochwasser ufert
dann auf 1- bis 200 m Breite aus über das in den unteren Bachstrecken 5 bis
10 mmebreite Bachbett, das 1,5 bis 2mm tief in die Thalsohle eingeschnitten ist.
Diese besitzt eine starke Schicht von fettem, öfters mit Grand gemengtem Lehm
auf Untergrund aus Schotter, Mergel- oder Schieferfels. In den höheren
Lagen dient sie als Ackerland, in den niedrigen Lagen als Wiesen- und Weide—
land. Die trotz mancher Hochwasserschäden guten Erträge der Thalwiesen
werden vielfach noch durch Bewässerungsanlagen („Flößereien“ genannt) gesteigert,
da sich das an thonigen und humosen Sinkstoffen reiche Bachwasser gut zur
Berieselung eignet. Zahlreiche Stauwerke dienen hierfür und für den Betrieb
von Mühlen, wirken aber gleichzeitig auch vortheilhaft ein auf die Zurückhaltung
der vorwiegend aus Mergelkies bestehenden Geschiebe. Als Fischwasser ist nament—
lich die Kalle für die Aufzucht von Forellen und das Aussetzen von Lachsbrut
gut geeignet. Hier hat bei Hohenhausen im Fürstenthume Lippe vor 150 Jahren
der Landhauptmann Jacobi nach vielen Versuchen die künstliche Fischzucht begründet.
4. Aubauverhältnisse und Meliorationen. 5. Bewaldung.
Etwan! des Gebietsabschnitts ist mit Wald bedeckt, nahezu die Hälfte als
Ackerland verwerthet, der Rest als Wiesen- und Weideland, oder er ist landwirth—
schaftlich nicht nutbar. Dieses Verhältniß der Bodenbenutzungsarten findet sich
überall ziemlich gleichmäßig; nur in dem zum Kreise Herford gehörigen Theile
tritt die Bewaldung mehr zurück. Wenn die Landschaft auch nicht durch
besonderen Bodenreichthum ausgezeichnet ist, so werden in den Gemarkungen mit
vorwiegend lehmigem Boden doch bei guter Bewirthschaftung befriedigende
Erträge aller Fruchtarten gewonnen; auch die anspruchsvolle Zuckerrübe lohnt
den Anbau (zwei Zuckerfabriken in Vlotho). Die besonders im Kreise Rinteln
und Hameln mehr verbreiteten sandigeren und steinigen Böden dienen haupt—
sächlich zur Holzzucht und werden, wo die Entwaldung zu weit vorgeschritten
ist, neuerdings allmählich wieder aufgeforstet. Auch in den zum Fürstenthume
Lippe und zum Kreise Herford gehörigen Theilen der Gebietsfläche hat das Ab—
treiben des Waldes von den Berghängen stellenweise Abschwemmungen verursacht
und den Grundbesitz entwerthet, da die Bergäcker wegen der hohen Bewirth—
schaftungskosten und dünnen Ackerkrume fast keinen Reinertrag liefern.
Dränagen haben auf den dazu geeigneten Ländereien umfangreiche An—
wendung gefunden, wo die geschlossene Lage der Grundstücke ihre planmäßige
Herstellung ermöglichte, also auf den größeren Gütern, Domänen und in den
verkoppelten Gemarkungen. Die besten Wiesen liegen in den Thälern der
Humme, Exter, Kalle und kleineren Bäche. Häufig sind sie mit einfachen Vor—
kehrungen zur Berieselung versehen, wobei statt fester Stauwerke öfters vorüber—
gehend während der Bewässerungszeit angebrachte Abdämmungen für die Ein—