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herabkommt; bis Brotterode heißt sie Inselswasser oder Inselbach und
durchläuft das Gneißgebirge, sodann bis Trusen in dem durch seine malerischen
Reize bekannten Trusenthale das Granitgebirge. — Schon von den Schmalkalde—
quellen ab bildet der Gebirgskamm nicht mehr die Hauptwasserscheide, sondern
die Nebenwasserscheide gegen das Hörselgebiet. Die unterhalb der Trusemündung
mit südsüdwestlicher Richtung rechts in die Werra fließenden Bäche, nämlich
der kleine Farnbach bei Altenbreitungen, der Grumbach, der beim gleich—
namigen Dorfe mündet, und die bei Barchfeld mündende Schweina entstammen
dem vom Inselsberge nach Ruhla hin ausgebreiteten Urgebirge.
Alle diese Gewässer sind Gebirgsbäche mit sehr starkem Gefälle. Bei der
Schneeschmelze und nach starken Regengüssen schwellen sie hoch an und verur—
sachen öfters während des Graswuchses nachtheilige Ueberschwemmungen. Wegen
der häufigen Wiederkehr solcher Ereignisse, die mit Zerstörung der Ufer und
Abbrüchen werthvollen Geländes verbunden sind, haben an einigen Stellen im
hessischen Kreise Schmalkalden die zur Unterhaltung der Ufer Verpflichteten auf
die anliegenden Grundstücke verzichtet, um sich der Baulast zu entziehen.
Namentlich gilt dies von den unteren, im Vorlande gelegenen Strecken, wo das
den Thalgrund erfüllende Buntsandsteingerölle wenig Widerstand gegen die An—
griffe der Strömung bietet. Auf diese Frage kommen wir nochmals bei
Betrachtung der Anbauverhältnisse zurück. Hier sei jedoch vorausgeschickt, daß
sich die Zustände neuerdings erheblich gebessert haben, seitdem bei dem Zusammen—
legungsverfahren häufig an hülfsbedürftige Gemeinden reichliche Geldmittel aus
öffentlichen Fonds für die Anlage und Instandsetzung von Wegen, Gräben und
Wasserläufen gewährt werden.
Beispielsweise ist hierdurch ermöglicht worden, bei M.Schmalkalden und
Haindorf in Verbindung mit dem Wegenetze eine Verbauung von Wasserrissen
auszuführen, die früher große Geschiebemassen in die Schmalkalde und Werra
lieferten. Seitdem durch kleine Sperren die Bewegung der Geschiebe unter—
brochen und durch Bepflanzung mit Waldgewächsen die Neubildung erschwert ist,
besitzt die untere Schmalkalde weit günstigere Abflußverhältnisse als früher.
Dies zeigte sich bereits im Sommer 1888, als die Verbauungen in Herstellung
begriffen waren und trotz des unfertigen Zustandes dazu beitrugen, die nach—
cheiligen Wirkungen eines bei Schmalkalden gefallenen Wolkenbruchs abzu—
schwächen, mehr noch bei dem großen Hochwasser vom November 18900. Während
des in diesem Monate herrschenden regnerischen Wetters war der Boden überall
derart mit Feuchtigkeit gesättigt worden, daß bei den starken Regengüssen vom
Mittage des 283. bis zum Vormittage des 24. November sehr erhebliche Wasser—
massen von allen Seiten plötzlich in die Wasserläufe strömten. Im Kreise
Schleusingen wuchsen namentlich die Nahe oberhalb Hinternah, die Erle, die
Lauter und die Lichtenau rasch zu bedeutender Höhe an und verursachten große
Zerstörungen an Brücken, Wehren und Wegen, durch Uferabbrüche, Einrisse
in das Seitengelände, Bettverlegungen und Ueberschüttung früher fruchtbarer
Wiesen mit Gerölle; die Städte Schleusingen und Suhl standen theilweise unter
Wasser. Aehnlich wie in den Gebieten der Schleuse und Hasel hauste das
Unwetter auch im Gewässernetze der Schmalkalde, deren Unterlauf aber weniger