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verursachen solche Ueberfluthungen von langer Dauer, die den Graswuchs ver—
zögern, seine Ernte beschädigen und das Gedeihen guter Gräser unmöglich
machen. Häufig ist der moorige Niederungsboden so weich, daß er nur bei
Frostwetter oder nach mehrwöchentlicher Dürre betreten werden kann, zuweilen
sogar völlig versumpft, besonders an solchen Stellen, wo die Bäche unzählige
Windungen beschreiben oder in viele Arme verästelt sind. Neben den Niederungs—
mooren erheben sich die Hochmoore, die ihre Niederschlagsmassen wie ein Schwamm
aufsaugen und ohne künstliches Zuthun nur langsam, hauptsächlich durch Ver—
dunstung, abgeben.
e) Flußbeschreibung der Großen Aue.
(Grundrißform, Gefällverhältnisse.)
Was die Grundrißform anbelangt, so hat der Holzhauser Bach, der
Quellbach der Großen Aue, im Gebirge und in der Ackerlandzone ein ziemlich
tief in den widerstandfähigen, meist lehmigen Boden seines schmalen Thalgrundes
eingenagtes, einheitlich gestaltetes Bett, dessen Lauf keine übermäßigen Krüm—
mungen aufweist. Solche waren früher zahlreich in der Flußstrecke vorhanden,
welche die Heidezone und die zur Moorzone gehörige Nordspitze des umgekehrten
Deltas der oberen Großen Aue durchzieht, sind aber bei dem Ausbaue dieser
Strecke begradigt worden. Im Mittellaufe besitzt der Fluß auch jetzt noch sehr
viele scharfe Krümmungen, die man nur ausnahmsweise hier und da mit kleinen
Durchstichen ermäßigt hat, und Spaltungen in zwei oder mehrere Arme, die
mehrfach auf langen Strecken parallel laufen. Mehr einheitlich gestaltet ist der
Unterlauf, der indessen einige Stellen mit großen, theilweise rückläufigen Schleifen
besitzt.
Das starke Gefälle des Quellbachs wird von etwa 20 Mühlen ausgenutzt.
Innerhalb des Gebietes der Rahdener Wassergenossenschaft beträgt das Gefälle
des Oberlaufs trotz der Begradigung auf der ersten 3,8 kKunmlangen Strecke noch
O,BO ꝰ / oo, sodann auf 5,6 km Lauflänge 0,45,00 und auf der 7,8 kmelangen
Endstrecke nur 0,25 0/o00. Während der Mittellauf überall ein schwaches, oft kaum
bemerkbares Gefälle zeigt, nimmt dies im Unterlaufe nach dem tief eingeschnittenen
Stromlaufe der Weser hin wieder einigermaßen zu. Es wird abgeschwächt durch
die Stauwerke bei Steyerberg und Liebenau, welche die ziemlich gleichmäßige
Wasserkraft der Aue für Mahlmühlen, Schneidemühlen und den Eisenhammer
einer Sensenschmiede verwerthen.
Da weder eine Stationierung, noch ein genaues Längennivellement der ge—
sammten Großen Aue vorhanden ist, haben sich ihre Entwicklungs- und Gefäll—
verhältnisse nur auf Grund der Meßtischblätter 1: 25 000 annähernd ermitteln
lassen. Blos für die 17,2 km lange, von der Rahdener Geyossenschaft plan—
mäßig ausgebaute Strecke konnten die Längenangaben der örtlichen Stationierung
benutzt werden; das Längennivellement dieser Strecke ist nicht auf Normal—
Null beziehbar, da sich die Höhenlage des dafür gewählten Horizonts nicht
feststellen läßt. Die Angaben der folgenden Tabelle haben daher nur be—
dingten Werth.