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Das ziemlich gut übereinstimmende Verhalten der Schwankungen bei den
drei an hölzernen Brückenjochen angebrachten Pegeln läßt darauf schließen, daß
die Querschnittsverhältnisse am Mittellaufe der Großen Aue einigermaßen gleich—
artig sind. Das Mittelwasser liegt überall verhältnißmäßig hoch und hat seine
Lage bei allen 8 Pegelstellen in den 40 Beobachtungsjahren nur um etwa
0,40 m geändert. Im wasserärmsten Monate September sinken die Wasserstände
durchschnittlich bei Ströhen um 0,42 m, bei Siedenberg um 0,47 m unter das
langjährige Mittelwasser; in dem von der Schneeschmelze am meisten beeinflußten
Monate Februar steigen sie bei Strbhhen um 0,52 m, bei Siedenberg um 0,56 m
darüber. Bei Barenburg bleibt der Höchststand wegen der größeren Breite des
Ueberschwemmungsgebiets verhältnißmäßig niedriger als bei Ströhen; dies wird
aber bei Siedenberg wieder ausgeglichen durch Vermehrung der Hochwassermenge,
deren Abfluß nur langsam erfolgen kann. Das seeähnliche Anwachsen des Hoch—
wassers infolge der Abflußverzögerung wird durch den Umstand dargethan, daß
am Anfange des Mittellaufs bei Ströhen der Februar als Hochwassermonat den
März in höherem Maße übertrifft, als am Ende des Mittellaufs bei Siedenberg,
wogegen die Steigerung der Wasserstände vom Januar nach dem Februar hin,
in dem sie ihr höchstes Maß erreichen, bei Ströhen etwas größer als bei Sieden—
berg ist. Beispielsweise hat das durch Winterregen und vorzeitige Schneeschmelze
hervorgerufene Hochwasser, das in den Quellflüssen am 12. Dezember 1880 den be—
kannten Höchststand brachte, für die bei Ströhen beginnenden unbedeichten Niede—
rungen eine lang anhaltende Ueberschwemmung eingeleitet, die bei Ströhen am 13.,
bei Barenburg ebenfalls am 13., bei Siedenberg aber am 15. Februar 1881 die
bekannten Höchststände aufwies; bei Ströhen trat am 12. März nochmals der—
selbe Höchststand (2,90 im a. P.) ein, und auch an den beiden anderen Pegeln
verminderten sich die Wasserstände bis zur zweiten Hälfte des März nur wenig.
Während die ausgebaute Strecke der Großen Aue oberhalb der hannover—
schen Grenze bei 0,5 bis 0,7 mm Tiefe zuletzt eine Spiegelbreite von 12,0 bis
12,8 m besitzt, hat die anschließende, dem Ausbaue noch nicht unterzogene Strecke
sehr unregelmäßige, theilweise viel zu breite und flache, theilweise viel zu enge
und dann etwas tiefere Querschnitte; die engsten Stellen weisen nur 7 bis 8 m
Spiegelbreite und Oo,9 m Wassertiefe bei mittlerem Wasserstande auf. An solchen
Flußengen sind die 1 bis 2m hohen Ufer übermäßig steil geböscht und wegen
der geringen Widerstandsfähigkeit des vorwiegend sandigen Bodens fortwähren—
den Abbrüchen ausgesetzt, namentlich in den Gruben der zahlreichen scharfen
Krümmungen. Auch in der Strecke Barenburg—Steyerberg ist das Flußbett
stellenweise viel zu schmal, obgleich das äußerst schwache Gefälle eine große
Breite erfordern würde, und an den genügend oder gar übermäßig breiten Stellen
arg versandet. Die durchschnittliche Breite des Bettes beträgt am Anfange des
Mittellaufs etwa 12 im, bei Barenburg 15 bis 20 m und wächst am Ende des
Mittellaufs auf etwa 25 m. Bei mittlerem Wasserstande liegt der Wasserspiegel
meistens nur O,b mn unter den Uferborden, sodaß nicht nur bei der Schneeschmelze
und starkem Winterregen, sondern auch oft bei anhaltenden Niederschlägen im
Sommer Ausuferungen erfolgen. Beispielsweise ist die Hochfluth vom 19. Juni
1878 bei Ströhen um nur 0,22 mm unter dem bekannten Höchststande geblieben,