Full text: Quell- und Nebenflüsse der Weser (ohne Aller) (Band 2)

— 262 — 
strecke, für welche im Entwurfe von 1878 etwa 10 Durchstiche vorgesehen waren, 
erschien schon deshalb nicht annehmbar, weil eine solche Stückbegradigung Nach— 
theile für die Unterlieger hervorgerufen hätte; an den Kosten der Ausführung 
wollten sie sich nicht in angemessener Weise betheiligen. In ähnlicher Weise 
wurden von denselben und anderen Gemeinden auch späterhin Anträge gestellt, 
ohne daß die Bereitwilligkeit zunahm, eine Genossenschaft oder mehrere Einzel— 
genossenschaften für den Ausbau des Flusses zu bilden. Die Ursache dafür, daß 
die Wiesen oft lange anhaltenden sommerlichen Ueberschwemmungen ausgesetzt 
sind, sowie daß die Heuernten der niedrigen Wiesen etwa alle 4 Jahre, der höher— 
liegenden Wiesen alle 6 bis 7 Jahre verloren gehen, glaubten die hannoverschen 
Anlieger in der Handhabung der Stauschleusen der Rahdener Wassergenossen— 
schaft zu finden. Besonders nach dem überschwemmungsreichen Sommer des 
Jahres 1894, in dem auch die Wiesen an den ausgebauten und eingedeichten 
Wasserläufen dieses Meliorationsgebiets unter Wasser gesetzt worden waren, 
wurden die Beschwerden über die angeblich rücksichtslose, die Unterlieger schädigende 
Bedienung der Stauschleusen jener Genossenschaft doppelt lebhaft und verlangten 
bestimmte Vorschriften über die Stauziele und Stauzeiten, die nach Meinung 
der Rahdener Sozietät nicht ausführbar waren. 
Die Regelung dieser Angelegenheit wird im folgenden Abschnitte behandelt, 
da zur Klarlegung der Sachlage ein näheres Eingehen auf die Verhältnisse der 
genannten Melioration erforderlich ist. Inzwischen sind im Jahre 1897 aber— 
mals Vorarbeiten für die Begradigung der hannoverschen Großen Aue veran— 
staltet worden, die zu einem neuen Entwurfe, zunächst für die am meisten noth— 
leidende Strecke Barenburg — Steyerberg, geführt haben. Wegen des äußerst 
geringen Gefälles dieser 26,2 Kmelangen Strecke müßte das zur bordvollen Ab— 
führung des gewöhnlichen Sommerhochwassers ausreichende Flußbett so große 
Abmessungen erhalten, daß der Ausbau rd. 400 000 Mark kosten würde. Die 
große Mehrheit der Anlieger sprach sich jedoch 1898 gegen diesen Entwurf aus, 
wünschte aber einstweilen die Ausführung der am meisten nothwendigen Durch— 
stiche und Betterweiterungen, während weitergehende Arbeiten von Fall zu Fall 
zu erledigen wären. In welcher Weise diesem Wunsche zu genügen sein wird, 
steht noch nicht fest. 
Wie bereits erwähnt, haben an einigen Stellen die Uferbesitzer sich bis zu 
gewissem Grade selbst geholfen durch Befestigung ihrer Ufer, Herstellung von 
Schutzbuhnen, Anlage kleiner Durchstiche und Bau von Sommerdeichen. Freilich 
gaben auch diese im Ganzen geringfügigen Verbesserungen öfters wiederum Anlaß 
zu Beschwerden der gegenüber oder unterhalb an den Fluß grenzenden Grund— 
besitzer, die hierdurch gesteigerte Ufer- und Ueberschwemmungschäden befürchteten. 
Beispielsweise wurde 1879 Klage darüber erhoben, daß die zur Verhütung des 
Uferabbruchs am fiskalischen Forstorte Rüssel bei Steyerberg gebauten 8 Buhnen 
eine für das jenseitige Ufer nachtheilige Verschiebung bewirkt hätten; wie die 
Untersuchung ergab, ging aber der Schilf- und Krautanwuchs in den Buhnen— 
feldern nicht über die Streichlinie und war es nur nothwendig, das Weidenbusch— 
werk von den halb verfallenen Buhnen zu entfernen und diese aufzuholen. 
Ferner beschwerten sich 1882 einige Anlieger aus Reese, dem am meisten fluß—
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.