Full text: Quell- und Nebenflüsse der Weser (ohne Aller) (Band 2)

327 
laufe einerseits gegen den Oberlauf und andererseits gegen den Unterlauf ein⸗ 
tritt, beträchtlich größer sein wird als die Entwicklung der einzelnen Haupt— 
strecken. Nur beim Mittellaufe selbst darf man eine ähnlich große Entwicklung 
voraussetzen, da zu ihm das vielgewundene Durchbruchthal zwischen Hörschel 
und Treffurt gehört. Hauptsächlich ist die Entwicklung hier durch die gewundene 
Form des Flußthals bedingt, die auch beim Unterlaufe stellenweise ein bedeutendes 
Abweichen von der Luftlinie hervorruft, z. B. an der großen Schleife bei Linde— 
werra, wo auf 900 m Abstand die Werra einen Umweg von 3,5 km beschreibt 
(289 0/0 Entwicklung). Beim Oberlaufe und Quellbache verläuft dagegen das 
Thal im Allgemeinen schlank; plötzliche Richtungsänderungen kommen nur selten 
vor, z. B. bei Reurieth und am Nadelöhre unterhalb Henfstädt. Innerhalb 
dieses meist sanft gewundenen Thales hat die Werra einen gekrümmten Lauf, 
der sich in ziemlich großen Bögen bald der einen, bald der anderen Thalwand 
nähert, aber nirgends übermäßig zahlreiche und scharfe Schleifen aufweist, die 
ihm eine mäanderförmige Gestalt geben würden. Ebenso gering ist die Lauf— 
entwicklung in den übrigen Strecken, auch beim Mittellaufe, obgleich hier das 
Thal größeren Spielraum läßt als beim Quellbache, dessen kleine Entwicklungs⸗ 
zahl für einen gefällreichen Gebirgsbach keine Besonderheit ist. 
Flußstrecke 
Lauf⸗ 
länge 
Thal⸗ 
länge 
Luft⸗ 
linie 
Lauf⸗ Thal⸗ Fluß⸗ 
Entwicklung 
àm km Kkmm 
d 0 /0 
Quellbach (Quellbach —Bockstädter Mühle). “18 
Oberlauf (Bockstädter M.—Heimboldshausen) 121,8 102 
Mittellauf (Heimboldshausen —oberh. Treffurt) 785, 606 
Unterlauf (oberhalb Treffurt —Mündung). .82,0 6) 
Im Ganzen 208,2 247 188.01 19 70 112,5 
22,8 
49,8 
108,9 
54,7 
19 
Die verhältnißmäßig sehr geringe Größe der Laufentwicklung ist nicht durch— 
weg natürlich, sondern theilweise eine Folge künstlicher Eingriffe. Wenn auch 
in neuerer Zeit nur wenige Durchstiche zur Begradigung stark gekrümmter 
Strecken ausgeführt worden sind, so hat doch die seit Jahren übliche Befestigung 
der Ufer veranlaßt, daß früher von selbst entstandene Abkürzungen des Fluß— 
laufs erhalten geblieben sind und die Durchbrüche von Schleifen nicht neue 
Schleifenbildungen verursacht haben, wie dies bei einem sich selbst überlassenen 
Gewässer zu geschehen pflegt. Deutliche Anzeichen von solchen vormals ein⸗ 
getretenen Verlegungen des Flußlaufs findet man überall, wo die Thalsohle ihm 
Platz für derartiges Hin- und Herschieben gelassen hat. Nur selten ist es aber 
möglich, die vorhandenen Schlenken als Altläufe einer künstlichen Begradigung 
nachzuweisen, z. B. an der 1842,46 von Kurhessen und Sachsen-Meiningen 
gemeinschaftlich mit 5 Durchstichen gradgelegten Strecke Wernshausen — Frauen⸗ 
breitungen, ferner am Mittellaufe bei U.Suhl, wo 1837 /38 ein Durchstich aus— 
geführt wurde, und an mehreren Stellen des Unterlaufs. Aber auch, wo keine 
icheren Angaben vorliegen, läßt sich die gestreckte Form des jetzigen Bettes
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.