Full text: Quell- und Nebenflüsse der Weser (ohne Aller) (Band 2)

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im oberen Theile des Mittellaufs, in geringerem Maße auch am Anfange des 
Unterlaufs durch Verzögerung des Abflusses der ausgeuferten Wassermassen zur 
Abflachung der Fluthwellen beitragen, wird später erwähnt. Das durch andere 
Umstände bedingte günstige Verhalten des Hochwassers erfährt hierdurch bis zu 
gewissem Grade eine Förderung. 
Je nach der Beschaffenheit des Gesteins, aus dessen Verwitterung der 
Boden entstanden ist, wechselt seine Zusammensetzung. An den oberen Strecken 
des Oberlaufs, wo Röth und Muschelkalk vorherrschen, lagert auf dem aus 
Schotter und Gerölle bestehenden Untergrunde eine 1 bis 3 mm starke Schicht 
aus mehr oder weniger sandigem Lehme mit reichlichem Kalkzusatz, oft gemengt 
mit umerwittertem Kiese und Schotter. Die gute Graswüchsigkeit dieses Bodens 
hat dazu Anlaß gegeben, daß auch die ihrer Höhenlage nach der düngenden 
Ueberschwemmung nicht theilhaftigen Niederungsflächen durch Zuleitung des 
Wassers aus oberhalb von der Werra abgezweigten Gräben überstaut und 
bewässert werden. Unterhalb Walldorf tritt an Stelle der Schotterunterlage öfters 
ein thoniger, undurchlässiger Untergrund, der weiter flußabwärts stellenweise auch an 
der Oberfläche erscheint. In höherer Lage wird der Boden als ergiebiges Ackerland, 
innerhalb des Ueberschwemmungsgebiets zur Wiesenkultur benutzt, bedarf jedoch der 
Entwässerung. Das hochstehende Grundwasser bildet an einigen Stellen stehende 
Gewässer, deren Umgebung zum Theil versumpft ist, z. B. an den Breitunger Seen 
bei Frauenbreitungen, am Forstloche unweit Immelborn, am Erlensee oberhalb 
Allendorf, an den kleinen Teichen bei Tiefenort und oberhalb Dorndorf. 
Am Mittellaufe haben sich zwar gleichfalls stellenweise thonige Massen 
abgelagert, welche die Durchlässigkeit mehr oder weniger aufheben; ganz über— 
wiegend besteht jedoch der Boden in der Thalsohle aus sandigem Lehme auf 
Schotteruntergrund. Das Grundwasser liegt gewöhnlich höher als der Niedrig— 
wasserspiegel, manchmal sogar (je nach der Oberflächengestalt und dem Eintritt 
des Schichtenwassers vom Höhenlande) so hoch, daß hin und wieder Ver— 
sumpfungen von geringem Umfange vorkommen. Als stehende Gewässer sind 
nur die ungenügend verlandeten Schlenken bei Heringen, Widdershausen, Berka, 
U.Suhl und Neustedt zu nennen. Hauptsächlich dient die Thalsohle zur Wiesen— 
kultur, in höheren Lagen auch zur Ackerwirthschaft, die im Kreise Hersfeld 
stellenweise bis in das Ueberschwemmungsgebiet vorgetrieben ist. Wegen seiner 
guten Graswüchsigkeit und des Mangels an Wiesen auf dem Höhenlande ver— 
wendet man den Niederungsboden an der Werra jedoch auch dort gewöhnlich 
zur Wiesenkultur, wo er vom Frühjahrshochwasser nicht regelmäßig und vom 
Sommerhochwasser nur bei außerordentlichen Fluthen exreicht wird. Für diese 
hochliegenden trockenen Wiesen sind mehrfach Bewässerungsanlagen geplant und 
theilweise auch ausgeführt worden. Den tiefliegenden Wiesen bringen die winter— 
lichen Hochfluthen im Allgemeinen durch ihre Dungstoffe großen Nutzen, richten 
zuweilen aber doch auch durch Verschotterung, Versandung, Auskolkungen und 
Ufereinrisse bedeutenden Schaden an. Beschädigungen der Ernte durch sommer— 
liche Hochfluthen erfolgen bei diesen niedrigen Flächen gleichfalls zuweilen, 
da schon bei verhältnißmäßig kleinen Anschwellungen die Lücken der Uferrehnen 
vom austretenden Wasser überströmt werden.
	        
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