Full text: Quell- und Nebenflüsse der Weser (ohne Aller) (Band 2)

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Thüringerwaldes zuvor, während sie die Welle der Hörsel nicht einholen. Bei 
einer auf die ganze Gebietsfläche annähernd gleichmäßig einwirkenden Ursache 
der Hochflutherscheinung, z. B. beim plötzlichen Aufthauen einer weit verbreiteten 
Schneedecke, eilen die in der Wehre und den kleineren Seitengewässern des Unter— 
laufs entwickelten Fluthwellen denen der Hörsel und der Rhöngewässer voran. 
Unter solchen Verhältnissen leiten sie das Anwachsen der Hauptfluß-Fluthwelle 
ein und bilden ihren Fuß, während die aus dem Mittel- und Oberlaufe hinzu— 
kommenden Wassermassen den Scheitel und Rücken gestalten. Da sich die Größt— 
mengen aus den einzelnen Gebietstheilen nicht vereinigen, sondern zeitlich ver— 
schieden an dieselbe Stelle des Hauptflusses gelangen, so ist die Form seiner 
Fluthwelle ziemlich lang gestreckt, und der Scheitel steigt nicht so hoch als in der 
Fulda. Wie sich hierbei und in anderen Fällen die einzelnen Wasserläufe ver— 
halten, ist in der Gebietsbeschreibung auf S. 9,27 kurz mitgetheilt. 
Auch in dieser Beziehung macht sich die mehrfach erwähnte Zweitheilung 
des Flußlaufs geltend. Von der Hörselmündung ab bildet die Werra einen 
Gebirgsfluß, dessen Quellgebiet an der Nordostseite des Thüringerwaldes und in 
dessen nördlichem Vorlande liegt. Mit ihm vereinigt sich der vom Südwest⸗ 
hange des Thüringerwaldes und aus der Rhön nebst ihren Vorländern gespeiste 
südliche Theil der Werra, nachdem er bereits begonnen hat, die Eigenschaften 
des Gebirgsflusses abzustreifen, besonders in seinem verhältnißmäßig gefällarmen 
Laufe durch das vorzeitliche Seebecken bei Gerstungen, dessen breites Ueber— 
schwemmungsgebiet in geringem Maße noch jetzt als Sammelbecken für Hoch— 
wasser wirkt. Diese Gliederung des Gewässernetzes bedingt, daß keiner ihrer 
Nebenflüsse auf den Abflußvorgang der Werra eine überwiegende Einwirkung 
ausüben kann, fernerhin wegen der verschiedenartigen Beschaffenheit der einzelnen 
Gebietstheile eine Ausgleichung des Verhaltens der Seitengewässer. Abgesehen 
von der oben erwähnten günstigen Gestaltung der Fluthwelle bei Hochwasser— 
erscheinungen, die alle Gebietstheile annähernd gleichzeitig betreffen, kommt dies 
bei den häufigeren kleineren Hochfluthen noch in stärkerem Maße in Betracht, 
namentlich beim sommerlichen Hochwasser, dessen Entstehungsursachen wohl immer 
nur auf den einen oder den anderen Gebietstheil vorherrschend einwirken. In 
einigen Gebietstheilen erfolgt die Speisung der Wasserläufe mehr durch das ober— 
flächlich ablaufende Regenwasser, in anderen mehr durch das vorher versickerte 
Quellwasser; in diesen sind es die Quellenbäche, in jenen die Regenbäche, die 
den Abflußvorgang des Vorfluthgewässers bestimmen. Die den gegenseitigen 
Ausgleich der einzelnen Vorfluthgewässer erleichternde Gliederung des Gewässer— 
netzes sichert daher der Werra eine ziemlich stetige Wassermenge auch unter ge— 
wöhnlichen Verhältnissen. 
3. Wasserstandsbewegung. 
Von den in der Tabelle genannten Pegelstellen gehören die ersten beiden 
dem Herzogthume Sachsen-Meiningen an, während alle übrigen in Preußen 
liegen. Bis Barchfeld hin befinden sie sich am Oberlaufe des Flusses, während 
dicht oberhalb Heimboldshausen sein Mittellauf beginnt, an dem sich noch die
	        
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