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vürde dann eine für das gut vernarbte Wiesen- und Weideland als zulässig zu
erachtende mittlere Geschwindigkeit von O,83 mm,/ sec entstehen. Indessen ist die
Abflußmenge nach neueren Ermittlungen viel zu groß geschätzt (vergl. S. 360).
Bei Allendorf, Hedemünden und Münden soll das gesammte Hochwasser
durch die Brückenöffnungen fließen, ebenso bei Witzenhausen, wenn man hier die
Ueberbrückung des Bürgersteigs mit in Berücksichtigung zieht. — Die das
Städtchen Allendorf mit dem gegenüber liegenden Soolbade Sooden verbindende
Straßenbrücke stammt aus dem 17. Jahrhundert, hat aber erst 1890 durch
Vermehrung der Fluthöffnungen von 6 auf 10 ihre jetzige Leistungsfähigkeit mit
384 qm Hochfluthquerschnitt erhalten. — Bei Witzenhausen ist die rechtseitige
Fluthmulde nach dem größtbekannten Hochwasser vom 28. Juni 1871 für den
Fußgängerverkehr mit einer Bürgersteigbrücke in Eisen auf Steinpfeilern (in
16 Oeffnungen 71,5 mm Lichtweite) überbrückt worden, um den Bahnhof aus der
Stadt trockenen Fußes erreichen zu können. Mit Anrechnung des benetzten Inhalts
dieser Fluthöffnungen vergrößert sich der Hochfluthquerschnitt auf 388 qm. —
Bei Hedemünden ist durch Abgrabung des Vorlandes unter den Fluthöffnungen
eine 379 qm große Querschnittsfläche für einen dem Hochwasser vom Juni 1871
entsprechenden Wasserstand hergestellt worden. Diese Abgrabung hat zu beiden
Seiten der Brückenachse auf je 5mm Breite volle Tiefe und geht mit flachen
Böschungen von 1: 10 in das Seitengelände über. Bei der strom- und schiffahrt—
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der Brücke für nothwendig erachtet worden, um einem schädlichen Aufstaue und
der Gefahr des Einsturzes vorzubeugen. Die Landespolizeibehörde hielt dagegen
die ausgeführte Abgrabung für ausreichend, da der Aufstau nur gering und
seine Wirkung wegen der kurzen Dauer des rasch verlaufenden Hochwassers nicht
sehr nachtheilig sei, und weil es schwer fallen würde, eine auf so große Breite
abgegrabene Mulde von Sandanhägerungen und anderen Abflußhindernissen frei—
zuhalten. — An der Straßenbrücke bei Münden, deren Lage zu den dortigen
Wehren im 6. Unterabschnitte betrachtet wird, hat der Hochfluthquerschnitt
345 qm Flächeninhalt, was für große Hochfluthen nicht ausreicht, da die Brücken—
öffnungen theilweise im Staue der Wehre und im Rückstaue des Weserhoch—
wassers liegen.
Von den Eisenbahnbrücken, die natürlich das gesammte Hochwasser ab—
führen müssen, hat die der Linie Bebra—Leinefelde bei Eschwege mit 471 qm
einen überreichlichen, die der Linie Kassel — Hannover oberhalb Münden mit
344 qm einen nur scheinbar knappen Hochfluthquerschnitt; letztere bedarf wegen
der guten Vorfluth keiner größeren benetzten Fläche, die im Zuge des als Thal—
übergang angelegten Eisenbahnviaduktes zur Verfügung stehen würde. An den
Brücken der Eisenbahnlinien Bebra— Göttingen bei O.-Rieden und Kassel — Halle
unweit Laubach hat der dem Hochwasser vom Juni 1871 entsprechende Durch—
flußquerschnitt 390 und 394 qm Inhalt. — Nach den bisherigen Erfahrungen
genügen Fluthquerschnittsflächen von 380 bis 390 qm für die Brückenanlagen
an den unteren Strecken der Werra zur Abführung des größten Hochwassers
ohne schädlichen Aufstau, während an gut ausgebildeten Stellen in freier Strecke
die entsprechenden Flächen 4- bis 600 qm betragen.