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genügend gedüngt und von dem manchmal kurz vor der Ernte eintretenden
Sommerhochwasser geschädigt werden. Wo es die Höhenlage irgend gestattet,
theilweise auch an den gegen Ueberströmung einigermaßen von Natur oder (bei
A.- und N.-Morschen) durch Deiche geschützten Stellen des Ueberschwemmungs—
gebiets dient daher das Niederungsgelände als Ackerland, der durch die
klimatischen Verhältnisse und die sonnige, gegen rauhe Winde geschützte Lage des
Thalgrundes begünstigt wird. Die im Bereiche der Ausuferungen vorherrschenden
Wiesen liefern zu wenig Heu für den Bedarf der Landwirthschaft, weshalb Klee
und Futtergewächse reichlich angebaut werden. Gelegentlich der Verkoppelungen
hat in den Kreisen Rotenburg und Melsungen das Meliorations- und Genossen—
schaftswesen großen Aufschwung genommen. Schon früher bestanden an einigen
Stellen des Fuldathals freiwillige Verbände zur Be- und Entwässerung von
Wiesen, z. B. bei N.Morschen, Melsungen, Röhrenfurth und Körle. Von den
auf S. 75/76 genannten Verbänden gehören ausgedehnte Theile ihrer Betheiligungs—
flächen dem Fuldathale an bei der Wiesengenossenschaft zu Körle und bei den
Dränagegenossenschaften zu O.-Melsungen und Melsungen. Die Bewässerungs-
anlagen für O.-Melsungen und Melsungen-Schwarzenberg, bei denen das Riesel—
wasser durch Schöpfwerke aus der Fulda auf die hochliegenden Wiesenflächen
gehoben werden sollte, sind wegen der großen Anlage- und Betriebskosten nicht
zu Stande gekommen. Für Dränagegenossenschaften in den Fuldathalgemarkungen
Heinebach, N.-Morschen, Schwarzenberg und Röhrenfurth liegen Vorermittlungen
und Entwürfe vor.
Im Land- und Stadtkreise Kassel und in den kleinen zum Kreise Münden
gehörigen Thalflächen besteht der Boden des Fuldathals aus mitteldurchlässigem
sandigem Lehme oder (im Kasseler Thalkessel von Bergshausen bis Wolfsanger)
aus sehr kräftigem mildem Lehme mit reichem Humusgehalt auf thonigem oder
kiesigem Untergrunde. Der Ackerbau beschränkt sich vorzugsweise auf die unter
gewöhnlichen Verhältnissen hochwasserfreien, bei Kassel übrigens großentheils von
der städtischen Bebauung in Anspruch genommenen Flächen. Im Bereiche der
häufiger eintretenden Ueberschwemmungen liegen fast ausschließlich fruchtbare
Wiesen, denen durch die Ausuferungen so viele, namentlich wohl aus dem Eder—
und Schwalmgebiete stammende Dungstoffe zugeführt werden, daß sie auch ohne
künstliche Düngung und Berieselung gute Erträge bringen. Eine Ausnahme bildet die
auf S. 77 erwähnte hochliegende, nur bei großen Hochfluthen überschwemmte Wiesen—
fläche mit kiesigem, sehr durchlässigem Untergrunde bei Bergshausen am rechten
Fuldaufer oberhalb Kassel, die 1873 mit Bewässerungsanlagen versehen worden ist.
Während an den oberen Strecken des Fuldathals nur ausnahmsweise über
nachtheilige Einwirkungen der Eisgänge geklagt wird, sind am Unterlaufe solche
Klagen öfters hervorgetreten, da durch die Eder das Ungestüm der Eisgangs—
hochfluthen erheblich gesteigert wird. Bei der Betrachtung der Hochwasser- und
Eisverhältnisse kommen wir auf diese Frage zurück, auch auf derartige Noth—
stände in früherer Zeit. Aus den letzten Jahrzehnten rühren Klagen her über
größere Schäden, die in der Waldauer Feldmark oberhalb Kassel beim Eisgange
im Winter 1870,71 stattgefunden haben. Nachdem sich am 8. Februar 1871
eine 1,6 kmm lange Eisstopfung unterhalb der Neuenmühle ausgebildet hatte,