Full text: Quell- und Nebenflüsse der Weser (ohne Aller) (Band 2)

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nahm der Eisgang seinen Weg durch das rechtseitige Ueberschwemmungsgebiet 
über die Wiesen und Felder von Waldau hinweg und mündete vor den Kasseler 
Gärten in das Flußbett zurück; dabei wurde der Leinpfad auf 900 m Länge zer— 
stört und mußte auf einer niedrigen Dammschüttung neu hergestellt werden. Der 
vom Landgrafen Karl (1677, 1730) gegründete Auepark (Karlsaue) liegt am Fuße 
der Kasseler Oberneustadt im Schutze eines 1742 hergestellten, im Abschnitte 
„Wasserwirthschaft“ erwähnten Deiches. 
II. Abflußvorgang. 
1. Uebersicht. 
Entsprechend der mannigfach wechselnden Bodengestalt des Fuldagebiets 
zeigt der Niederschlag in ihm recht verschiedene Beträge. Im Quellgebiete der 
Eder und wohl auch auf der Hohen Rhön steigen sie über 1200 mu im Jahre; 
das Flußthal und dessen Nachbargelände empfängt dagegen auf einer weiten 
Strecke weniger als 600 min. Seine größte Stärke besitzt der Niederschlag allent— 
halben im Hochsommer, meistens im Juli; im Herbste nehmen die Niederschlags— 
mengen aber wiederum zu, und zwar gerade in den Gebirgen so stark, daß die 
Herbstmengen hier den Sommermengen theilweise nicht viel nachgeben. Ebenso 
wie im Werragebiete machen sich bei der Wasserführung der Fulda diese Herbst— 
regen sogar viel stärker geltend als die des Sommers. Wohl können auch diese 
außerordentlich heftige und mit starken Schadenwirkungen verbundene Fluthwellen 
hervorrufen; gewöhnlich handelt es sich aber bei diesen mit Gewittern verbundenen 
oder doch gewitterartig auftretenden Regengüssen des Hochsommers um örtlich be— 
grenzte Erscheinungen, und so ist das gleichzeitige Auftreten bedeutenden Hoch— 
wassers im gesammten Gewässernetze um diese Zeit eine große Seltenheit. Die 
Herbstregen sind dagegen Erscheinungen viel allgemeinerer Natur. Denn in ihnen 
giebt sich die ozeanische Beeinflussung des Klimas kund, der nicht so enge örtliche 
Schranken gesetzt sind wie den meisten sommerlichen Wärmegewittern; daher gehören 
zahlreiche, weit ausgebreitete Hochwasser, unter denen das vom November 1890 
wohl das am häufigsten genannte ist, dieser Jahreszeit an. 
Auch für die Wasserführung unter gewöhnlichen Verhältnissen besitzen die 
Sommerregen nicht dieselbe Bedeutung wie die des Herbstes. Vielmehr zeigen 
die langiährigen Mittelwerthe von der Beendigung der Schneeschmelze ab ein bis 
zum Herbste andauerndes Sinken der Wasserstände, das vielleicht noch etwas 
lebhafter zur Geltung käme, wenn nicht Krautwucherungen im Flußbette den 
Wasserspiegel zuweilen etwas stauten. Mit dem Einsetzen der Herbstregen 
beginnt dagegen auch sogleich eine Erhebung des Wasserspiegels, weil ihnen die 
Verdunstung des Wassers und seine Aufzehrung durch den Pflanzenwuchs in weit 
schwächerem Maße entgegenwirkt als dem Regenfalle in den heißesten Monaten. 
Seine höchste Lage aber erlangt der Wasserspiegel erst in den Monaten der 
Schneeschmelze. Die dann eintretenden Ueberschwemmungen sieht man ihrer 
düngenden und bewässernden Wirkung wegen großentheils gern, und auch der damit 
verbundene Eisgang verläuft in der Regel ohne größere Nachtheile, mindestens an 
der oberen und mittleren Fulda.
	        
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