Full text: Quell- und Nebenflüsse der Weser (ohne Aller) (Band 2)

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3. Wasserwirthschaftliche Verhältnisse an der als schiffbar geltenden Fulda. 
Bevor die Fulda von Kassel abwärts durch Kanalisierung zum Endgliede 
der Weser-Wasserstraße umgewandelt worden ist, galt sie bereits von der letzten 
Strecke des Oberlaufs ab als schiffbar und ist auch thatsächlich früher zur Schiff— 
fahrt benutzt worden, obgleich diese immer große Schwierigkeiten fand. Die 
erste sichere Urkunde über die Fuldaschiffahrt lautet vom Jahre 1229.*) Seit— 
dem hatte die Stadt Kassel stets einen bald mehr, bald weniger lebhaften 
Wasserverkehr, der freilich durch die Unterbrechung der freien Verbindung mit 
der Weser infolge des Stapelrechtes der unter welfischer Herrschaft stehenden 
Stadt Münden niemals zur vollen Blüthe kam. Ueber die Zustände der Schiff— 
fahrt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts berichtet Pfister in seiner 1840 
gedruckten Landeskunde: „Im Ganzen ist das Bett seicht, das Gefälle stark, die 
Schiffahrt beschwerlich und eines ansehnlichen Vorspanns bedürftig. Drei Tage 
dauert die Fahrt von Hersfeld bis Kassel mit 200 bis 250 Zentner Ladung 
bei vollem Wasser. Sieben Schleusen sind von Hersfeld bis Münden zu passieren. 
Die Ladung von Kassel bis dahin wächst auf 600 Zentner. Doch heraufwärts 
nach Kassel müssen 20 sogenannte Bockzieher wegen mangelnden Leinpfads ein 
solches Schiff bewegen. Landgraf Moritz (1592, 1627) war es, der im Jahre 1600 
die Schiffbarmachung von Melsungen bis Hersfeld hinauf betrieb und dort mit 
dem Abte von Hersfeld mit eigener Hand die erste Fahrt unternahm.“ Dieser 
mühsame Schiffsverkehr hörte auf der untersten Fuldastrecke nach dem Baue der 
Kunststraße Kassel —Münden allmählich ganz auf. In den siebziger Jahren gab 
es dort nur noch einen kleinen Frachtkahn, der bei günstigen Wasserständen Holz 
und Steine von Speele nach Kassel beförderte. 
Von den erwähnten sieben Schleusen ist im Jahre 1870 die oberste bei 
Mecklar wegen Baufälligkeit eingegangen, nachdem sie bereits 20 Jahre lang 
nicht mehr benutzt worden war; der Besitzer des dortigen Mühlenwehrs erhielt 
für das Zubauen der Schleusenöffnung und die Uebernahme der Unterhaltungs— 
last eine einmalige Abfindung von 4880 Mark. Dagegen bestehen die Schiff— 
schleusen an den Mühlenwehren bei Rotenburg, N.-Morschen, Melsungen, Gux— 
hagen, Neuemühle und Kassel noch jetzt und werden in brauchbarem Zustand 
erhalten. Ihre ursprüngliche Anlage erfolgte bei der oben erwähnten Schiffbar— 
machung unter dem Landgrafen Moritz, der in den damals vorhandenen Mühlen— 
wehren zwischen Hersfeld und Kassel Schleusen einbauen ließ. Die jetzigen Bau— 
werke stammen aber aus dem Anfange des 18. Jahrhunderts, als der Landgraf 
Karl ein hessisches Wasserstraßennetz anzulegen begonnen hatte. Von dem bei 
Karlshafen aus der Weser mit Benutzung der Diemel abgezweigten Kanale aus, 
der durch die Esseniederung nach Kassel führen sollte, gedachte der unternehmungs— 
lustige Fürst mit Benutzung der Fulda und Schwalm eine Verbindung zur Lahn 
und vom Anfangspunkte der mittleren Fulda eine solche zur mittleren Werra 
herzustellen. Ein in der tiefen, auf S. 17/ 18 näher beschriebenen Bodensenke des 
Ulfethals geplanter Kanal würde freilich wegen der bedeutenden Höhenunterschiede 
) H. Brunner „Beiträge zur Geschichte der Schiffahrt in Hessen, besonders auf 
der Fulda“. (IZschr. f. Hessische Geschichte u. Landeskunde. Neue Folge, Bd. 16) 1801.
	        
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