— 551 —
wurde 1890 von dem auf 4,6 m über Flußsohle angewachsenen Hochwasser vollständig
überströmt, sodaß die starken steinernen Brüstungsmauern theilweise weggerissen
wurden. Da durch diese ungünstigen Verhältnisse die tiefliegenden Theile der
Unterstadt in Warburg bei großen Hochfluthen der Ueberschwemmungsgefahr
ausgesetzt sind, hatte der 1895 bearbeitete Entwurf zur Verbesserung der Hoch—
wasserverhältnisse (vergl. S. 548) den Neubau der Brücke und die Anlage eines
Schutzdeichs in Aussicht gewoommen. Die Ausführung mußte jedoch unterbleiben,
weil die Stadtvertretung die Bewilligung des städtischen Beitrags ablehnte, und
der Kreis Warburg sah sich infolgedessen genöthigt, die alte unvollkommene
Brücke wieder in Stand zu setzen.
4. Stauanlagen und Wasserbenutzung.
Das starke Gefälle der Diemel wird an zahlreichen Stellen für Mühlen
und andere gewerbliche Betriebe benutzt. Am Quellbache und an der ersten
Strecke des Oberlaufs liegen 11 Mühlen, an der folgenden Strecke bis Warburg
15 Mühlen und gewerbliche Anlagen, von denen die Nd.-Marsberger Papier—
fabrik und die Scherfeder Kunstwollfabrik am bedeutendsten sind. In und bei
Warburg dient das Diemelwasser für den Betrieb von 8 Mühlen, einer großen
Papierfabrik und des Pumpwerkes der städtischen Wasserversorgung, die ihr Wasser
aus dem Kiesbette der Diemel mit Tiefbrunnen entnimmt. Am Mittel- und Unter—
laufe verwenden 8 theilweise bedeutende Mühlen, die Holzwaarenfabrik bei Helmars—
hausen und die Fabrik künstlicher Mühlsteine bei Karlshafen die Wasserkraft
der Diemel.
Ueber die Benutzung des Flußwassers für landwirthschaftliche Zwecke ent—
hält die Darstellung der Meliorationen im Diemelgebiete auf S. 149, 153, sowie
die Betrachtung der in Verbindung mit den Flußbauten ausgeführten Ent⸗ und
Bewässerungsanlagen im Diemelthale auf S. 539,40 u. 545/6 ausreichende Angaben.
Für die meisten größeren Wiesenmeliorationen sind besondere Wehre in den Fluß
eingebaut, um das aufgestaute Wasser durch Hauptzuleitungsgräben nach ihren
Grabennetzen zu führen, z. B. bei Giershagen, O.“Marsberg, Nd.-Marsberg,
Rimbeck und Eberschütz. In Mühlengräben liegen die Wehre für die Wiesen—
meliorationen bei Westheim und Ossendorf. Oberhalb Wrexen sind zur Be—
wässerung der am linken («5preußischen) Ufer befindlichen, sehr ertragreichen
Wiesen mehrere niedrige Strauchwehre angelegt. Die zur wilden Berieselung
eingerichteten Wiesen im Quellbachthale entnehmen ebenfalls gewöhnlich das
Wasser unmittelbar aus der Diemel.
Die im Quellbache befindlichen kleinen Stauanlagen, die sein Wasser zur
Wiesenbewässerung, seltener auch zum Mühlenbetriebe ableiten, sind in einfacher
Bauart aus Steinschüttung oder Faschinenpackung hergestellt. Aber auch die
Wehre am Oberlaufe, wo allein innerhalb der Gemarkung Nd.-Marsberg 4 Stau—
werke für Wasserkraftgewinnung und Bewässerungsanlagen vorhanden sind, und
an den unteren Strecken haben theilweise ähnliche Bauart und mit wenigen Aus—
nahmen keine Grundschleusen. Vielfach liegen sie ungünstig zum Stromstrich
oder besitzen im Verhältniß zur Höhenlage des Fachbaums nicht ausreichende