Full text: Quell- und Nebenflüsse der Weser (ohne Aller) (Band 2)

86 
leer waren. Da von vielen Berichterstattern derartige Umwandlungen nicht als 
Aufforstungen, sondern als Aenderungen des Holzbestandes betrachtet worden 
sind, ist kein zahlenmäßiger Vergleich möglich. Jedenfalls hat sich aber die 
gesammte Waldfläche um einen geringen Prozentsatz vergrößert, obgleich einige 
Waldbestände geopfert werden mußten, um der Forstverwaltung die unbeschränkte 
Herrschaft über die nachhaltige Pflege des Waldes zurückzugeben. 
f) Einwirkung des Waldes auf den Abflußvorgang. 
Durch die Aufforstung der Huteflächen, deren dürftiger Graswuchs auf 
steilen Hängen das rasche Ablaufen des Regenwassers und die Ausbildung von 
Wasserrissen nicht zu verhindern vermochte, erzielt man mit der Zeit auch in 
wasserwirthschaftlicher Beziehung unmittelbaren Nutzen, weil eine umso bessere 
Zurückhaltung des Wassers und der Geschiebe zu erwarten ist, je dichter beim 
allmählichen Aufwachsen des Waldes die Streudecke wird. Beispielsweise be— 
richtet die Oberförsterei Melsungen, daß seit Aufforstung der Huteflächen die am 
Kehrenbache gelegenen Gemarkungen Kehrenbach und Kirchhof viel weniger als 
früher durch Bodenabschwemmungen und Ueberfluthungen zu leiden haben. An 
mehreren Stellen ist beobachtet worden, daß die Streudecke sich nicht nur durch 
ihre bedeutende Wasseraufnahmefähigkeit, sondern auch durch den Schutz des 
Bodens gegen das tiefe Eindringen von Frost nützlich erweist. Sie erleichtert 
also die Versickerung und wirkt daher günstig auf die Verlangsamung des Schmelz-— 
wasserabflusses, zumal die Schneeschmelze im Walde minder schnell als im offenen 
Felde vor sich geht. Hier findet der Abfluß des rasch aufgethauten Wassers an 
steilen Hängen plötzlich statt, weil der Boden wegen des tieferen Eindringens des 
Frostes zu spät aufthaut und beim Schneeabgang undurchlässig ist. Begünstigt 
wird die Zurückhaltung des Wassers an Steilhängen noch durch die auf S. 83 
bereits erwähnte Erhöhung der Pflanzplatten (Hügelpflanzung) und Saatstreifen, 
da sich oberhalb derselben kleine Gräbchen und Löcher bilden, die den zu schnellen 
Abfluß hemmen. Die Gemeindewaldungen leisten gewöhnlich nicht so viel in 
dieser Beziehung, weil in ihnen die Stockrodung und Grabenkultur seltener 
als in den Staatsforsten angewandt wird, namentlich aber weil meistens kein so 
zweckmäßiger Wegebau darin stattfindet. In den vielfach schlecht bestockten und 
vom Bodenüberzuge entblößten Bauernwäldern fließt das Tagewasser am raschesten 
ab, zumal sich die schlechten, übermäßig steilen Wege bei jedem Regen in Rinnsale 
verwandeln. Häufig sind diese Wege so tief eingeschnitten, daß sie einestheils 
dränierend auf das Seitengelände einwirken und es austrocknen, anderentheils 
vegen ihres starken Gefälles Wasserrisse bilden und zur Versandung der Bäche 
Anlaß geben. Durch Beseitigung solcher Hohlwege, deren Verbauung kleine 
Sammelbecken erzeugt, und durch die beim Waldwegebau in den Staatsforsten 
gebräuchlichen Vorkehrungen für die Ableitung des Wassers aus den Wegegräben 
in die Waldbestände befördert die Anlage eines zweckmäßigen Wegenetzes mit 
mäßigen Steigungen die Erhaltung der Feuchtigkeit für den Baumwuchs und 
beugt dem zu schnellen Abflusse vor. In einigen Forstrevieren hat man auch 
andere, eigens zu diesem Zwecke bestimmte Anlagen hergestellt: Sickergräben 
Horizontalgräben), kleine Thalsperren für Sammelteiche zur Bewässerung der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.