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Aus den vorstehenden Mittheilungen ist ohneweiters ersichtlich und durch
Untersuchung vieler Proben der Wesergeschiebe bestätigt worden, daß die Sand—
steine der Buntsandsteinformation im Ober- und Mittellaufe der Oberen Weser
den weitaus vorherrschenden Antheil ausmachen. Aber auch weiterhin erhalten
sie sich noch lange als gröbere Bestandtheile. Denn obwohl die letzte wesent—
liche Zufuhr von Buntsandstein am Eckberge stattfindet und weiter stromabwärts
nur die Emmer solchen in geringerer Menge liefert, herrscht doch noch bei
Veltheim, d. h. 47 km unterhalb der Emmermündung, unter dem gröberen Ge—
rölle der Buntsandstein vor. Weiter stromabwärts tritt er zwar gegen frisch
zugeführte Theile anderer Gesteine zurück, behauptet aber später wieder eine
wichtigere Stelle als diese, die wegen ihrer weicheren Beschaffenheit bei der
Weiterreise leichter zerrieben werden. So fanden sich auf einer Sandbank ober—
halb Bremen unter den vereinzelten wallnußgroßen Stücken solche aus Bunt—
sandstein neben dem Feuersteine des Diluviums. — Im Unterlaufe der Oberen
Weser erreichen die Sandsteine des Keupers und erst an der Weserscharte die
Sandsteine der Juraformation einige Bedeutung im Gerölle des Stromes, ohne
derjenigen des Buntsandsteins gleichkommen zu können.
Neben den Sandsteinen bilden die Kalksteine, besonders die des Muschel—
calkes, stellenweise den Hauptbestandtheil, treten aber nur nahe unterhalb der
Zufuhrstätten in den Vordergrund, da sie sehr schnell der zerreibenden und auf—
lösenden Thätigkeit des fließenden Wassers erliegen. Beispielsweise bestand bei
einer unweit Dölme entnommenen Probe die Hälfte des Kiesels aus Kalkstein,
die andere Hälfte größtentheils aus Sandstein. Aber schon 13 Kmm weiter strom—
abwärts fanden sich nur noch Kalksteinstücke bis zur Wallnußgröße vor. —
Unterhalb Hameln mischen sich dem Gerölle Kalksteintrümmer der Jura- und
euperformation bei, behaupten aber erst in der letzten, bei Veltheim beginnenden
Strecke einen wichtigen Rang. Bei Km. 191 herrschten z. B. in der Baggerprobe
Kalkstein und dünngeschichteter grüner Sandstein des Keupers erheblich gegen Bunt—
andstein vor; jedoch war bereits an der Weserscharte wenig Kalk mehr im Gerölle zu
iinden. — Sehr stark ist dagegen der Kalk in den feinsten Geschieben vertreten, und
auch in Lösung werden offenbar große Kalkmengen von der Weser abgeführt. In
Nähe der Weserscharte zeigte der kalkreiche Schlick am Stromufer beim Berühren
mit Säure heftiges Brausen, und auch weiter oberhalb verdanken die Wiesen
im Ueberschwemmungsgebiete theilweise dem Kalkgehalte der Sinkstoffe ihre
Fruchtbarkeit.
Sonstige Gesteinsarten nehmen unter den gröberen Geschieben überall eine
untergeordnete Stellung ein, sogar der schon oben erwähnte Kieselschiefer, außer—
dem Quarz, Granit, auch Porphyr und Reste anderer harter Gesteine, die eine
vweite Wanderung vertragen können. Häufiger finden sie sich unter dem feineren
Geschiebe, z. B. der aus dem Thüringerwalde stammende Granit in Form kleiner
Bröckchen nicht selten am oberen Mittellaufe, bis wohin die nordische Vereisung
nicht vorgedrungen ist. Schieferthonstücke des benachbarten Gebirges kommen
zuweilen im Gerölle des Unterlaufs vor, sind aber noch leichter vergänglich als
der Kalkstein. Die namentlich aus dem Bereiche des Röthes und Keupers